Im Zuge der Recherchen für die Pressekonferenz der Spielerhilfe fanden umfassende Untersuchungen statt. Dabei konnte etwa aufgedeckt werden, dass Amatic-Spiele im Malta-Online-Casino „Platincasino“ von österreichischen Spielern gespielt werden können – illegal. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Amatic forderte die Spielerhilfe zu einer Gegendarstellung auf, blitzte damit aber beim Verein ab. Ein nun vorliegendes Gutachten bestätigt die bisherigen Recherche-Ergebnisse.
Eindeutige Rechtslage
Was den Betrieb von Online Casinos in Österreich angeht, gibt es laut geltenden Gesetzen lediglich eine einzige Lizenz, welche die Österreichischen Lotterien mit ihrem Angebot win2day nutzen dürfen. Alle anderen Online Casino-Angebote gelten laut Rechtsprechung und Finanzministerium als illegal. Das Unternehmen Amatic betreibt legale Automatensalons auf Basis von Landeslizenzen in mehreren Bundesländern in Österreich. Wie die Spielerhilfe herausfinden konnte, war auch das Spiel mit Amatic-Spielen in einem Malta-Casino von einer österreichischen IP-Adresse aus möglich.
Damit beteiligte sich Amatic wissentlich beim illegalen Glücksspiel. So formulierte es die Spielerhilfe auch bei ihrer Pressekonferenz im Februar 2023 in Wien. Umfassende Anzeigen wurden im Rahmen der Pressekonferenz eingebracht. Darunter auch die Tatsache, dass sich Amatic als legaler Glücksspielbetreiber am illegalen Online-Glücksspielgeschäft beteilige. Das Unternehmen ließ dies nicht auf sich sitzen und schickte Anwälte ins Rennen, welche die Spielerhilfe zu einer Gegendarstellung bewegen sollten. Die Anwälte behaupteten im Auftrag der Amatic, dass die Ausführungen der Spielerhilfe falsch seien, es sich dabei um falsche Tatsachenbehauptungen handle.
Spielfunktion wurde deaktiviert
Schon wenige Tage nach der Spielerhilfe-Pressekonferenz war die Spielfunktion für österreichische Spieler der Amatic-Spiele bei Platincasino deaktiviert worden. Amatic behauptete, die Spiele an einen Dienstleister abgetreten zu haben und auch unternehmerisch in keinster Weise mit dem Betrieb des Online-Casinos zusammenzuhängen. Außerdem werde die Spielfunktion selbst, also die Ermittlung über Gewinn- und Verlust, nicht wie von der Spielerhilfe behauptet auf Servern von Amatic durchgeführt.
Daraufhin beauftragte die Spielerhilfe eine weitere tiefgehende technische Überprüfung der Spielfunktion der Amatic-Spiele. In der Zwischenzeit liegt zusätzlich dazu ein technisches Gutachten von einem gerichtlich beeideten Sachverständigen vor. Das Ergebnis ist eindeutig.
Funktionsweise der Amatic-Spiele
Für den spielenden Kunden ist sichtbar eine *.amatic.com Domain im Browser-Fenster beim Spielaufruf zu sehen. Dabei handelt es sich jedoch um die Adresse eines sogenannten Content Delivery Network. Also ein Netzwerk, welches die sichtbaren Spielelemente wie Bilder, Animationen und Sounds liefert. Das Spiel selbst läuft auf einem dahinterliegenden Gameserver, wo letztlich bei jedem Spiel ein Aufruf stattfindet und über das Herzstück des Spieles die Gewinn- und Verlustermittlung stattfindet. Der Aufruf dieses Spielservers erfolgt ebenso über eine Domain, die auf *.amatic.com endet.
Laut Brancheninsidern ist es branchenüblich, dass die Hersteller von Spielen – in diesem Fall die Amatic – am Einspielergebnis finanziell beteiligt sind. Die Höhe der Beteiligung variiert womöglich je nach Größe des Online Casinos. Ein Schnitt von etwa 10% dürfte aber durchaus üblich sein, so ein Insider aus dem Online-Casino-Geschäft gegenüber der Spielerhilfe. Das bedeutet übersetzt: Von den Einnahmen über die eigenen Spiele erhält die Amatic Industries als Hersteller des Spiels rund 10% in Form einer Beteiligung bzw. Vereinbarung. Das Gutachten lässt durch seine Ausführungen und Ergebnisse vor allem durchblicken: In jedem Fall war Amatic unternehmerisch am illegalen Glücksspiel beteiligt.
Behörden sind am Zug
Aus Sicht der Spielerhilfe sind nun die Behörden am Zug. Die für Amatic Industries GmbH zuständige Bezirkshauptmannschaft Gmunden, die Aufsichtsbehörde in Oberösterreich, sowie das Finanzministerium müssen den Sachverhalt aufklären und den Recherchen der Spielerhilfe nachgehen. Bisher erhielt der Spielerschutz-Verein keinerlei Rückmeldung auf die zahlreichen Nachrichten an diese Stellen. Es stellt sich nach wie vor auch die Frage, ob der Spielebetreiber die Glücksspielabgaben abgeführt hat.
Das Unternehmen Amatic Industries wurde von Seiten der Spielerhilfe mit Fragen zum Thema konfrontiert. Bis zum Redaktionsschluss gab es keine Stellungnahme.
Titelbild: Foto Spielerhilfe/Shutterstock/Fotomontage