Mehr als 60 Mystery Shopping-Kontrollbesuche machte der Spielerschutz-Verein Spielerhilfe in Lokalitäten der Amatic und ihr nahestehenden Firmen in Österreich Anfang 2023. Wie sich nun herausstellte, fanden anschließend an die letzten Ereignisse Bonitätsabfragen statt, die erklärungsbedürftig sind.
Amatic sperrte Kontrolleure der Spielerhilfe
Das Unternehmen Amatic war höchst alarmiert, als es dahinterkam, dass Kontrolleure der Spielerhilfe Erhebungen in ihren Filialen durchführen. Daraufhin wurde versucht, diese Vorgänge zu erschweren, indem Kontrolleure wohl anhand von Mustern erkannt und für den weiteren Zutritt ausgesperrt wurden, indem die Spielerkarten deaktiviert und die Personen selbst gesperrt wurden. Wie weitere Erhebungen nun zeigten, kam es in weiterer Folge jedoch zu merkwürdigen Bonitätsabfragen.
Die Abfragen selbst wurden beim Scoring-Unternehmen CRIF getätigt. Jedoch nicht nur von Amatic selbst. Ein weiterer Name taucht hierbei auf: Die Fair Games GmbH aus Kärnten. Die Fair Games betreibt ebenso wie Amatic Automatensalons in Kärnten. Eine weitere Ähnlichkeit haben die beiden Unternehmen: Bei Fair Games, die Spielsalons unter dem Namen Wettpunkt betreibt, kommen ebenso Amatic-Spielautomaten zum Einsatz. Ob es eine wirtschaftliche Verflechtung dieser Unternehmen gibt, wollte Fair Games auf Anfrage nicht beantworten.
Merkwürdige Bontitätsabfragen nach Amatic-Besuch
Am ersten Februar besuchte der stellvertretende Obmann der Spielerhilfe, Christoph Holubar, eine Filiale der Amatic in Amstetten. Er hatte eine aufrechte Spielsperre beim Unternehmen. Mittels einer neuen Anmeldung und der Verwendung eines anderen Ausweisdokumentes wurde ihm der Zutritt erneut gewährt. Einen Tag später wurde daher die Amatic kontaktiert und darüber informiert, dass trotz aktiver Spielsperre eine Neuregistrierung und erneuter Zutritt möglich war. Das Unternehmen behauptete, dass dies nur aufgrund angeblich falscher Angaben möglich gewesen sei, die Sperre nun aber wieder aufrecht ist.
Mittels einer Datenabfrage beim Scoring-Unternehmen CRIF kam nun zum Vorschein, dass die Amatic Entertainment trotz aktiver Sperre Interesse an Bonitätsauskünften hatte. Gleich drei mal innerhalb von nur einem Monat. Außerdem scheint ein weiterer bekannter Name in der Liste auf: Die Fair Games GmbH aus Kärnten. Zu Gast war die Person bei diesem Betreiber zuvor nie. Auch hier wurde die Bonität drei mal abgefragt, innerhalb von gerade einmal 3 Tagen.
Abfragen durch Fair Games auch in weiteren Fällen
Auch in weiteren Fällen wurde die Bonität von Personen abgefragt. Ebenso waren diese Personen zuvor nie beim Unternehmen Fair Games als Kunden bekannt. Auf Anfrage teilt das Unternehmen einem Gast mit: „Im Rahmen eines freiwilligen Datenaustausches betreffend gesperrte Spieler, zu dem Sie ihre Zustimmung erteilt haben, haben wir Kenntnis davon erlangt, dass Sie einer Spielersperre unterliegen. Nach interner Beratung haben wir uns entschlossen Sie auch in unserem Unternehmen präventiv vom Spiel auszuschließen, da eventuell eine Spielsuchtproblematik vorliegen könnte.“
Der betreffende Gast war für die Spielerhilfe als Kontrolleur tätig und wurde als solcher in einer Filiale der Amatic in Niederösterreich erkannt. Wurden diese Umstände also eventuell dem Unternehmen Fair Games GmbH von der Amatic Entertainment AG weitergetragen? Die Fair Games GmbH erklärte auch nicht, weshalb es bei ohnehin bereits gesperrten Spielern überhaupt noch eine Bonitätsauskunft benötigen könnte. Die mehrfachen Bonitätsabfragen bei Fair Games begründete man damit, dass es einen Bedienungsfehler gab und die Daten erst im dritten Anlauf für den zuständigen Mitarbeiter verfügbar gewesen sein sollen. Die Amatic, die schon zuvor selbst 3x die Bonität bei selbiger Person abfragte, dürfte wohl von gleichem Bedienungsfehler betroffen gewesen sein.
Weitere Recherchen laufen
Zum Thema der Bonitätsabfragen und dem freiwilligen Sperrverbund laufen aktuell weitere Recherchen durch die Spielerhilfe.