Eine exklusive Recherche der Spielerhilfe legt offen, wie der teilstaatliche Glücksspiel-Konzern in die Trickkiste greift, um die Profite seines Unternehmens künstlich zu erhöhen und die nichts ahnenden Spieler dabei in die Irre führt. Ein geltendes Gesetz wird dazu kreativ umgangen. Wohl deshalb, dass die Gäste nichts von dem Schwindel mitbekommen. Teil eins einer mehrteiligen Serie.
Eine 4-jährige Recherche
4 Jahre. So lange dauert bereits die Recherche im Bereich der Glücksspiel-Manipulation bei den Casinos Austria. Anfänglich gab es lediglich Gerüchte. Mit zunehmender Bekanntheit des Vereins traten auch Whistleblower an die Spielerhilfe heran und übermittelten Informationen und Unterlagen dazu. Ein heißes Thema. Kann es wirklich sein, dass ein Glücksspiel-Riese wie die Casinos Austria ihr Glück an den Automaten steuern, wo das Unternehmen zumindest teilstaatlich ist? Bereits im Jahr 2020 berichtete das Medium ZackZack über aus heutiger Sicht anfängliche Recherchen, die 7 Monate dauerten.
„Glücksspiel bei Casinos Austria – da läuft es noch am ehrlichsten ab“. So lautet die weitläufige Meinung von Menschen, wenn man sie mit der Frage konfrontiert, ob sie an eine mögliche Manipulation von Glücksspiel glauben. Immerhin wird der Konzern vom Finanzministerium – der Aufsichtsbehörde – kontrolliert. So weit die Theorie. Das Ministerium weiß von den stattfindenden Veränderungen an den Automaten Bescheid. Dies wurde gegenüber der Spielerhilfe in einer schriftlichen Anfragebeantwortung bekannt und später von mehreren Whistleblowern bestätigt. Bewusste Veränderungen der Automaten-Auszahlungen bestritten die Casinos damals noch gegenüber ZackZack.
Belastende Unterlagen bestätigen Veränderung von Auszahlungen
Inzwischen sind rund 3 Jahre Zeit verstrichen und der Spielerschutz-Verein ist im Besitz von umfangreichen Dokumentationen, die eine Sache sehr deutlich machen: Das Glücksspiel bei den Casinos Austria wird kontrolliert und gesteuert. Und zwar, um den Unternehmensgewinn künstlich zu erhöhen.
„Wenn ein Standort höhere Einnahmen braucht, werden bei den Automaten die Auszahlungsquoten nach unten gedreht, um die benötigten Summen einzuspielen.“
sagte ein Whistleblower gegenüber der Spielerhilfe. Andere Quellen bestätigten dieses Vorgehen. Auch zeigen firmeninterne Unterlagen der Casinos Austria, sowie aktuelle Gerichtsunterlagen aus dem Jahr 2023 aus mehreren Prozessen, dass dieses System schon lange ein gängiges Werkzeug der Casinos ist, um die Einnahmen künstlich anzuheben. Intern wird diese Systematik weder als Steuerung, noch als Manipulation bezeichnet. Man spricht vielmehr von einer sogenannten Parametrisierung. Diese Veränderung ist laut gesetzlichen Regelungen sogar erlaubt, eine Mitteilungspflicht gegenüber den spielenden Kunden gibt es nicht.
Zusätzliche Steuerung beim „Mystery Pot“
Neben der Mechanik der Glücksspielautomaten kommt noch eine weitere Steuerung ins Spiel. Beim sogenannten Mystery Jackpot handelt es sich um eine an sämtlichen Automaten angebrachte Gewinnmöglichkeit von Jackpots. Diese Komponente ist im Gesetz aber im Gegensatz zu den Automaten gesondert geregelt. Besonders daran ist, dass es hier gegenüber dem Gast eine Mitteilungspflicht gibt. Dieser muss „unmittelbar und leicht verständlich“ über vorgenommene Veränderungen und Teilnahmemöglichkeit informiert werden.
Die Bewerbung des Mystery Jackpot auf der Website der Casinos Austria: „der Mystery Pot kann jederzeit und auf allen Automaten fallen.“, so lautet die vielversprechende Werbung. In der Realität stellt sich die Sache aber ganz anders dar.
„Beim Mystery Jackpot gibt es eine große Intransparenz: Der Gast wird stets im Glauben gelassen und ihm suggeriert, dass er jederzeit am Jackpot teilnimmt. Dieser wird aber mittels Parametern – unter anderem einer Zeitplan-Einstellung – gesteuert. An Zeiten, wo das Casino sowieso voll ist, wird die Jackpot-Ausschüttung technisch abgeschalten – oder deutlich reduziert. Das wird den Gästen natürlich nicht gesagt.“
teilt uns eine Quelle mit. Die Spielerhilfe interessierte natürlich, wie die Gäste über diese Veränderungen informiert werden, da es eine gesetzliche Pflicht dazu gibt. Daraufhin lieferte man den Hinweis, dass es an den einzelnen Casinos-Standorten eine besondere Vorkehrung dafür geben soll. Eine Vorrichtung, die äußerst fragwürdig und trickreich erschien, sowie neugierig machte. Also entschied sich die Spielerhilfe, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen und sendete jeweils 2-köpfige Teams zeitgleich an mehrere Standorte um eigene Undercover-Recherchen durchzuführen. Die Ergebnisse dieser verdeckten Kontrollen brachten ans Tageslicht, mit welchen Tricks die Casinos versuchen, ihre gesetzliche Mitteilungspflicht zu umgehen, um die Gäste nicht über die fragwürdige Steuerung in Kenntnis setzen zu müssen.
Mehr zur Manipulation, der Spielerhilfe-Undercover-Recherche und wie die Casinos Austria ihre Kunden in die Irre führen, lesen Sie in Kürze im Teil 2 der Serie „Wie die Casinos Austria ihr Glücksspiel manipulieren“.
Rechtlicher Hinweis: Medienanfragen an die Casinos Austria blieben bis zum Erscheinen dieses Artikels unbeantwortet.