Die Österreichischen Lotterien sind der Monopolist beim Online-Glücksspiel in Österreich. Es gibt lediglich eine Lizenz für den Betrieb eines Online-Casinos, welche die Lotterien besitzen. Alle anderen Anbieter sind in Österreich illegal anzusehen. Bei Recherchen entdeckte die Spielerhilfe Seltsames: Eine 100%-Tochter produziert Online-Slot-Spiele und kooperiert für das lukrative Millionen-Geschäft mit genau jenen Betreibern, die in Österreich auch illegal operieren.

Der Monopolist und seine Tochtergesellschaft

Rabcat Gambling. So lautet der Name von einem von vielen Online-Automatenspiel-Entwicklern, auf den die Spielerhilfe bei Recherchen gestoßen ist, deren Spiele auch von Österreich aus auf diversen Casino-Seiten vorzufinden waren. Interessant wurde die Sache, als der Firmensitz betrachtet wurde: Rennweg 46, 1030 Wien. Nur ein Haus weiter zu der Zentrale der Österreichischen Lotterien. Eine Überprüfung im Firmenbuch zeigte: 100%iger Eigentümer des Unternehmens Rabcat Computer Graphics GmbH sind die Österreichischen Lotterien selbst.

Die Überprüfung der Webseite von Rabcat brachte zum Vorschein, dass stark auf die Kooperation im internationalen Geschäft gesetzt wird. Bet365, William Hill, Softswiss, Aspire Global und viele mehr. Namen, die in der Glücksspiel-Industrie keine Unbekannten sind. Aber auch Namen, die dafür bekannt sind, in Österreich unerlaubterweise Glücksspiel anzubieten – oder angeboten zu haben. Arbeitet die Tochterfirma des Monopolisten also mit in Österreich illegal operierenden Unternehmen zusammen, um Profit zu machen?

Screenshot Rabcat-Webseite

Screenshot der Rabcat-Webseite vom 06.01.2024

Ein lukratives Geschäft

Für die Lotterien-Tochter Rabcat ist das Geschäft mit den ausländischen Online-Betreibern, die großteils in Österreich illegal ihr Glücksspiel anbieten, äußerst lukrativ. Das Unternehmen setzt laut vorliegenden Informationen rund drei Viertel seines Gesamtvolumens mit dem Online-Casino-Geschäft um. Es geht jährlich um viele Millionen Euro.

Das Geschäftsmodell funktioniert branchenweit meist einheitlich: Rabcat ist an den Einspielergebnissen an seinen Online-Automaten umsatzbeteiligt. Das heißt: Das Unternehmen verdient am Verlust der Spieler mit einem vordefinierten %-Wert, dem sogenannten „Revenue Share Deal“. Üblich sind hier branchenweit Beteiligungen in Höhe von 8-15% der Verluste. Das ist zumindest jener Beitrag, den die Casinos an die jeweiligen Spielegroßhändler abführen müssen. In einer der Spielerhilfe vorliegenden Preisliste eines Spiele-Großhändlers sind die Spiele von Rabcat mit 11,50% beziffert.

Rabcat löscht Spuren zu seinen Kunden

Auf der Webseite von Rabcat verweist das Unternehmen auf die Zusammenarbeit mit namhaften Plattformen und Casino-Betreibern. Darunter bekannte Namen, wie etwa bwin, William Hill und Mister Green. Erstaunlich ist dieser Umstand insofern, da der Lotterien-Direktor Erwin van Lambaart in Interviews mehrfach davon sprach, dass »viel illegales Glücksspiel im Netz« unterwegs ist und der Staat dagegen vorgehen müsse. Dabei spricht der Lotterien-Direktor jedoch indirekt großteils genau jene Unternehmen an, mit denen sein Tochterunternehmen Rabcat viele Millionen Euro Umsatz generiert.

Im Zuge der Recherche für diesen Artikel sendete die Spielerhilfe eine Medienanfrage an Sprecher der Österreichischen Lotterien und Rabcat selbst. Die Frist verstrich, Antworten kamen keine. Doch etwas Interessantes zeigte sich bei einem erneuten Besuch der Rabcat-Webseite nur wenige Stunden später: Das Unternehmen löschte auf der Firmenseite sämtliche Angaben zu seinen Partnern. Die Logos von bwin, William Hill & Co sind plötzlich verschwunden.

Die Webseite vor der Spielerhilfe-Anfrage

Dieselbe Seite wenige Stunden später

Die Lotterien im Interessenkonflikt

Wenn mehrere gegensätzliche Interessen vorliegen, spricht man von einem Interessenkonflikt. Genau dies ist bei den Lotterien sichtbar. Einerseits will man, dass die in Österreich als illegal geltenden Online-Casino-Betreiber abgeschalten werden. Auf der anderen Seite verdient die Lotterien-Tochter Rabcat genau mit diesen Unternehmen Geld. Möglicherweise ist dieses Verhalten zeitgleich Grund, dass nicht vehementer gegen das illegale Glücksspiel vorgegangen wird.

Die Abhängigkeiten zwischen Casinos Austria, Österreichischen Lotterien und der restlichen Casino-Industrie – wie beispielsweise in Malta – sind viel größer und tiefer als gedacht. So greifen die Österreichischen Lotterien für den Betrieb von Live-Casino-Spielen auf ihrer Win2day Webseite auf einen Studio-Anbieter aus Malta zurück. Was die Lotterien erklären müssen: Weshalb so eng mit illegal agierenden Unternehmen zusammengearbeitet wird. Insbesondere im Licht anstehender Lizenzausschreibungen im heurigen Jahr wird dieser Umstand näher zu beleuchten sein.

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