Vorwort der Spielerhilfe
Erst kürzlich gab der Spielerhilfe-Verein eine Pressekonferenz mit dem Titel „Casinos Austria. Das Ende.“ Auch gegen das Unternehmen Amatic kam es erst vor wenigen Monaten zu einer Anzeigenwelle. Die Tageszeitung Kurier veröffentlichte nun einen Beitrag über die Spielerhilfe. Dabei wird erneut der haltlose Versuch unternommen, den Verein ins Eck von illegalem Glücksspiel zu stellen. Offensichtlich hat der Verein mit seinen letzten Aktivitäten ins Schwarze getroffen. Spielerhilfe vs. Glücksspiel-Industrie. Es ist ein Spiel wie David gegen Goliath. Die Nervosität ist bereits so groß, dass die Diskreditierungsversuche der Industrie auf Hochtouren laufen.
Die Spielerhilfe freut sich jedenfalls über die Berichterstattung im Kurier und sieht es als Bestätigung. Gerne verbreitet der Verein diesen Artikel ebenso auf seiner eigenen Webseite. Er ist eine Auszeichnung – ähnlich einem Pokal – für die bisherige erfolgreiche Arbeit des Vereins. Ein Weg, der kontinuierlich weiter verfolgt wird – mit harten Bandagen:
Der Kurier-Artikel in voller Länge:
Spielerschutz als Geschäftsmodell
Glücksspiel. Spekulationen über den Verein „Spielerhilfe“, Klagswellen gegen legale Anbieter, Sprecher fordert privat von Casinos und Lotterien einen Millionenbetrag
Eine düstere Figur im roten Gegenlicht und am Schluss gar der Sensenmann – das aufwendige Video, in dem Spieler anonymisiert über ihre Sucht sprechen, sollte auf einer Pressekonferenz vergangene Woche wohl schockieren. Übertitel der Veranstaltung in der Concordia: „Casinos Austria. Das Ende“.
Es gibt in Österreich einige Spielerschutz-Vereine, aber „Spielerhilfe“ ist in letzter Zeit am aktivsten. Zwei Anbieter stehen im Fokus: der oberösterreichische Automatenhersteller und Betreiber von Spielstätten Amatic sowie der teilstaatliche Glücksspielkonzern Casinos Austria (Casag).
Undercover-Agenten schwärmen seit 2022 für den Verein aus und entdecken angeblich zahlreiche Verstöße gegen den Spielerschutz. Etwa Nicht-Sperren von offensichtlich spielsüchtigen Kunden, Missachtung des Rauchverbots, kostenlose Gastro-Angebote, Verstöße gegen den Jugendschutz etc.
Amatic wurde mit 59 Anzeigen eingedeckt, die Casag-Tochter Lotterien erhielt zuletzt 70 Anzeigen wegen Jugendschutzverstößen beim Kauf von Lottoscheinen und Rubbellosen. Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. Spielerschutz gehört streng kontrolliert und Verstöße geahndet. Doch die „Spielerhilfe“ muss sich kritische Fragen gefallen lassen.
In der Glücksspielbranche wird über die Finanzierung spekuliert. Illegale Anbieter könnten Geldgeber sein, wird gemutmaßt. Es falle auf, dass der Verein ausschließlich gegen konzessionierte Unternehmen vorgehe. Illegale Gambling-Firmen könnten durchaus Interesse haben, die Glaubwürdigkeit der Konkurrenz beim Spielerschutz zu erschüttern. In Oberösterreich ist die Neuvergabe von Glücksspiel-Lizenzen in der Endphase. Das Finanzministerium muss österreichweit bald die Casinos- und Lotto-Lizenzen neu ausschreiben. Und Spielerschutz ist dabei eines der wichtigsten Kriterien.
Christoph Holubar, Vize-Obmann und Sprecher des Vereins, weist diese Vermutungen vehement zurück. Der Verein werde nicht von Unternehmen finanziert, auch nicht von illegalen Anbietern. Man habe keine größeren Ausgaben, sodass man nicht von dritter Seite finanziert werden müsse. Alle würden ehrenamtlich arbeiten, Anwälte, Vereinsfunktionäre und die Kontrollore.
Tatsächlich alle? Vor dem Landesverwaltungsgericht Steiermark sagte im März 2023 eine Undercover-Ermittlerin aus, sie sei von Julia E. beauftragt worden und arbeite auf Honorarbasis bei dieser Anwältin. Die Kontrolleure würden kein direktes Honorar erhalten, „jedenfalls aber einen Aufwandsersatz“, erklärt Holubar. Das Budget des Vereins, der eine sehr professionelle Homepage betreibt, verrät Holubar nicht.
Julia E. arbeitet als Anwältin für die „Spielerhilfe“, vertrat aber auch illegale Anbieter. Ab 2018 nicht mehr, beteuert sie. Eine spätere Honorarnote erklärt sie damit, der Auftrag sei in keinem Zusammenhang mit einer allfälligen illegalen Glücksspielaktivität gestanden. Jetzt sei sie nur noch in Sachen Spielerschutz tätig und habe für ihre Mandanten rund vier Millionen Euro an Schadenersatz erstritten. Dieses Business boomt derzeit. Wer Verluste bei illegalen Online-Anbietern nachweisen kann, erhält von der Justiz Schadenersatz zugesprochen.
1,3 Millionen Euro
Im März 2021 stellte Julia E. der Anwaltskanzlei der Casag (Lansky, Ganzger, Partner) in Aussicht, die „Spielerhilfe“ würde sich vermehrt der Bekämpfung des illegalen Online-Spiels widmen – bei einer Einigung über die Spielverluste von Holubar. Dazu kam es nicht, wenige Monate später klagte Holubar die Casinos und winwin, die Automatentochter der Lotterien, auf 1,3 Millionen Euro. Die Verfahren laufen.
Macht Holubar also im persönlichen Interesse mit dem Verein Druck auf die Casag? Das sei „die Motivation hinter seinen anhaltenden Vorwürfen gegen uns“, ist man beim Monopolisten überzeugt. Eine Zusammenarbeit gegen illegale Online-Anbieter sei nicht möglich gewesen, solange die Streitigkeiten nicht aus dem Weg geräumt worden wären, kontert Holubar.
Quelle: Kurier vom Samstag, 29. April 2023 – Seite 23 – Wirtschaft