Auch lascher Spielerschutz in der Kritik – Casinos Austria wiesen Vorwürfe zurück – NEOS bringen Anfragen und Anträge an Ministerium

Im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien hat die Spielerhilfe am Dienstag scharfe Kritik an den Casinos Austria geübt. Darin warf der ehrenamtliche Verein Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz vor. Es seien darum 70 Anzeigen bei den Behörden in drei Bundesländern erstattet worden, hieß es. Zudem wurden den Casinos auch zu lasche Maßnahmen beim Spielerschutz vorgeworfen. Die Casinos Austria wiesen die Vorwürfe zurück und behielten sich rechtliche Schritte vor.

Spielerhilfe wirft Casinos Austria „Greenwashing“ vor

Die teilstaatlichen Casinos Austria hielten sich nicht an ihre eigenen Versprechen und betrieben „Greenwashing“, so Sprecher Christoph Holubar. Der Verein stützte sich dabei auf die aufgenommenen anonymisierten Aussagen von Betroffenen und spielte diese auf der Pressekonferenz vor. „Ich konnte tagein, tagaus da reingehen. Es hat sich keiner für mich interessiert. Wenn ich Tausende Euro in diese Glücksspielautomaten gesteckt und verspielt habe, war das kein Problem“, sagte ein Betroffener in einem Video. „Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich bei den Casinos Austria gespielt habe, zwei oder drei sogenannte Beratungsgespräche gehabt. Da ist ein Croupier auf mich zugekommen und hat gesagt: „Gesetzlich müssen wir hier ein kurzes Gespräch führen“, schilderte der Mann unter dem Schutz der Anonymität. Er sei dann auf den Suchtfaktor von Glücksspiel und entsprechende Broschüren beim Eingang des Casinos hingewiesen worden. „Ich war zu diesem Zeitpunkt schon massiv spielsüchtig.“ Nach seinen Einkommensverhältnissen sei er im Zuge dieser Beratungen nie gefragt worden, trotz Sperren in den Casinos habe er weiter das Online-Angebot (Win2day) nutzen können.

Grober Tenor der Vorwürfe: Mitarbeiter in den Casinos würden wissentlich nicht einschreiten, wenn Spieler problematisches Verhalten an den Tag legten. Holubar sprach von Maßnahmen, die rein „dem Alibi der Casinos Austria“ dienen würden. Es sei zudem verheerend, wenn gesperrte Spieler zwar keinen Zugang mehr zu den Casinos hätten, die Sperre jedoch nicht für Win2day gelte, hieß es. Dort reiche zudem ein Mausklick durch die Spieler selbst, um ein Warnsystem zu deaktivieren, das das Spielverhalten analysiert. Laut Holubar werden Spieler in den Casinos zudem regelmäßig zur Gabe von Trinkgeldern an die Croupiers gedrängt. Trinkgeldannahme sei jedoch laut Glücksspielgesetz verboten.

Testkäufe zeigen laut Spielerhilfe zahlreiche Jugendschutzverstöße

Zudem schickte der Verein Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren für Testkäufe von Lotteriescheinen und Rubbellosen in Postfilialen, Tankstellen oder Trafiken. Das Ergebnis sei verheerend, so Holubar. Bei rund 62 Prozent der 135 Kontrollen an Standorten in Oberösterreich, Salzburg und Niederösterreich konnten die Minderjährigen laut Angaben des Vereins Scheine oder Lose kaufen. Der Verein erstattete deshalb 70 Anzeigen gegen die zur Unternehmensgruppe zugehörigen Österreichischen Lotterien sowie an die Ausgabestellen wegen Verstößen gegen die jeweiligen Jugendschutzgesetze.

„Die Verantwortung liegt hier beim Konzern als Konzessionär der Lose“, sagte Holubar. Brief- und Rubbellose sind in Österreich ab 16 Jahren erhältlich, dabei handelt es sich um eine freiwillige Selbstbeschränkung der Casinos Austria. Holubar forderte am Dienstag ein Festlegen eines gesetzlichen Mindestalters auf 18 Jahre.

Casinos Austria wirft Spielerhilfe „Lügen und Unwahrheiten“ vor

Ein auf der Pressekonferenz ebenfalls anwesender Sprecher sowie ein Rechtsvertreter der Casinos Austria sprach in einer ersten Stellungnahme gegenüber der Austria Presse Agentur von „Lügen und Unwahrheiten“. Die Vorwürfe basierten zudem auf anonymen Schilderungen. Man könne solche Einzelfälle nie völlig ausschließen, hieß es. Man begrüße jedoch grundsätzlich die Testkäufe. „Wenn es dahingehend zu Verstößen kommt, dann lösen wir den Vertrag mit unseren Vertriebspartnern auf“, so der Sprecher. „Über die Quote der Testkäufe lässt sich natürlich streiten.“

NEOS fordern Umsetzung der Glücksspiel-Reform

Die NEOS forderten am Dienstag das Finanzministerium in zwei Entschließungsanträgen, die bereits 2021 angekündigte Reform des Glücksspiels bis Ende 2023 umzusetzen und die Lizenzen sowie die operative Glücksspiel-Aufsicht auf eine neu zu schaffende, unabhängige Behörde zu übertragen. Am Mittwoch ergehen zudem zwei entsprechende parlamentarische Anfragen an das Ministerium. Darin wird auch die Umsetzung einer österreichweiten Sperrdatenbank für Spieler gefordert. „Bei der Umsetzung dieser bereits im Glücksspielgesetz 2010 vorgesehenen Maßnahme sind die jeweils zuständigen Ministerien, nämlich Finanzministerium und Sozialministerium, seit nahezu zwölf Jahren säumig“, hieß es in der Anfrage durch die NEOS-Abgeordnete Stephanie Krisper.

Text/Quelle: APA

 

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