Die Österreichischen Lotterien und die Casinos Austria AG sind der Monopolist beim Glücksspiel in Österreich. Die weitläufige Meinung in der Bevölkerung ist, dass der Spielerschutz beim teilstaatlichen Anbieter am besten funktioniert. Mit diesem Irrglauben räumt die Spielerhilfe nun auf und veröffentlicht Interna, die bisher öffentlich nicht bekannt waren.

„Spielerschutz auf höchstem Niveau“. So bewirbt sich das Unternehmen selbst auf seiner Webseite im Bereich von Spielerschutz. Ein sympathisch wirkendes Video vom Spielerschutz-Leiter des Konzerns vermittelt den Eindruck, dass sich der Konzern wirklich den Menschen annimmt und bemüht ist, rechtzeitig einen adäquaten Spielerschutz zur Anwendung zu bringen. Mit ein paar Unwahrheiten räumt die Spielerhilfe nun im Vorfeld zur kommenden Pressekonferenz auf.

Anzahl gesperrter Personen bei Casinos Austria

Eine der Spielerschutz-Unwahrheiten ist die Angabe, dass jährlich tausende Menschen auf die Sperrliste von Lotterien (WinWin) und Casinos kommen würden. Damit will das Unternehmen signalisieren, dass hier wirklich etwas im Spielerschutz-Bereich passiert. Die steigenden Zahlen haben aber vor allem einen besonderen Hintergrund: Es werden Fälle von Privatinsolvenzen in der Datenbank des Konzerns eingespielt. Darunter befinden sich auch Menschen, die noch nie in ihrem Leben im Haus der Casinos Austria zu Besuch waren.

Die steigenden Zahlen der gesperrten Personen haben daher nicht den Ursprung in einem effizienten Spielerschutz-System, wo jedes Jahr tausende Menschen vom Konzern gesperrt werden, weil sie über ihre Verhältnisse spielen. Die Datenbank wird so mit den Insolvenzfällen künstlich aufgeblasen. Medial verbreitet der Konzern dann die Nachricht so, dass man denken könnte dass diese wegen strengem Spielerschutz angestiegen sind.

„Dieser Vorgang läuft schon über sehr viele Jahre so. Es handelt sich um einen simplen Trick. Die Casinos und Lotterien wollen damit den Spielerschutz als öffentlich gut verkaufen, obwohl er es in Wahrheit gar nicht ist.“

sagt ein Unternehmens-Insider gegenüber der Spielerhilfe.

„Schutz der Spielteilnehmer“ ist wichtiger Punkt bei Casinos-Konzern

Die Casinos Austria-Gruppe bewirbt die Wichtigkeit von Spielerschutz auf ihrer eigenen Webseite. In einem 5-Punkte-Programm steht auf Platz eins der „Schutz der Spielteilnehmerinnen und Spielteilnehmer“. Darüber hinaus sei es soziale Verantwortung und Menschlichkeit, die Gäste vor einer möglichen Spielsucht zu schützen. Das seien Grundwerte, die ganz oben auf der Prioritätenliste des Konzerns stehen würden.

Wie ein internes Dokument nun zeigt, wird beim Spielerschutz zwischen den spielenden Gästen deutlich unterschieden. Ein Spieler, der im Haus der WINWIN-Filialen (Österreichische Lotterien) schon viele Jahre spielt, erhielt trotz knapp 400 Besuchen und beinahe 400.000 Euro Verlust keine einzige Spielerschutz-Maßnahme. Es wurde kein Spielerschutz-Informationsgespräch geführt und auch keine sonstigen Maßnahmen zur Anwendung gebracht. Dies bestätigt das nachfolgende Dokument, welches exklusiv hier veröffentlicht wird:

 

Kein Spielerschutz für Nicht-EU/EWR-Staatsbürger

Im Glücksspielgesetz ist ein Spielerschutz interessanterweise nur für EU/EWR-Staatsbürger vorgeschrieben. In dem oben gezeigten, konkreten Fall, handelt es sich aber um einen Staatsbürger aus Bosnien. Es kann also nicht die Menschlichkeit oder soziale Verantwortung der Casinos & Lotterien-Gruppe sein, verbunden mit „Spielerschutz auf höchstem Niveau“. Denn würde es das sein, würde das Unternehmen jeden Gast gleich behandeln, egal welcher Herkunft.

In Österreich leben viele Menschen mit anderen Staatsbürgerschaften. Viele von ihnen arbeiten seit vielen Jahren hier, sind gut eingebürgert und könnten sich nicht mehr vorstellen, von hier weg zu gehen. Weshalb behandelt der Gesetzgeber einen Nicht-EU-Staatsbürger komplett anders, selbst wenn dieser seit vielen Jahren in Österreich arbeitet und lebt? Und weshalb schützen die Casinos Austria & Österreichischen Lotterien gezielt diese Menschen nicht? Immerhin betont das Unternehmen ja laufend, dass es Spielerschutz „weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus“ betreibt. Ein Unternehmens-Insider sagte zur Spielerhilfe: „Am schönsten ist es für den Konzern, wenn Nicht-EU-Bürger kommen. Sie brauchen hier überhaupt keine Spielerschutz-Maßnahmen anwenden, weil sie im Gesetz nicht vorgesehen sind. Ganz egal, wie oft die Person zu Gast ist oder welche Beträge sie verliert.“

Die Casinos Austria-Gruppe wurde zu oben genannten Themen um Stellungnahme gebeten. Bis zu Redaktionsschluss lag keine Rückmeldung vor.

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