Die Krise der Casinos Austria ist nicht nur von monetärer Natur

Vermeintlicher Postenschacher, Millionenabfertigungen der Vorstände, der Untersuchungsausschuss und ein hartes Sparprogramm. Die Casinos Austria (kurz Casag) bekommen zur Zeit so viel Medienpräsenz wie nie zuvor. Doch positive Nachrichten sind dabei die absolute Ausnahme. Die tschechische Sazka Gruppe übernahm mittlerweile die bisherigen Anteile der Novomatic an der Casag und ist nun mit mehr als 55% neuer Mehrheitseigentümer. Doch die strukturellen Probleme der Casinos Austria sind viel weitreichender als medial berichtet. Denn die Haupt-Einnahmequelle der Casinos, der Spielsüchtige, ist der Leidtragende all dieser Vorgänge. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Hartes Sparprogramm trotz umfassender Steuergeschenke

Das Glücksspiel ist ein lukratives Geschäftsmodell. Zumindest wenn der Finanzhaushalt des Unternehmens stimmt. Die Casinos Austria gaben kurz nach der Wiedereröffnung im Anschluss an den Corona-Lockdown bekannt, dass sie ein hartes Sparprogramm, empfohlen von McKinsey, umsetzen müssen, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Große Einschnitte bei den Gehältern und eine Vielzahl von Kündigungen sind die Folge. Die ÖVP-Kurz-Vertraute und Generaldirektorin der Casinos Austria, Bettina Glatz-Kremsner, machte länger zurückliegende strukturelle Probleme dafür verantwortlich. Dabei ist sie seit 2010 für die Finanzen des Konzerns hauptverantwortlich. Trotz umfangreicher Steuergeschenke des Finanzministeriums, etwa den goldenen Jetons und eine bereits vor etlichen Jahren erfolgte Senkung der Glücksspielabgaben auf ein europaweit sehr günstiges Niveau, sowie vieler Millionen Euro „Trinkgelder“ von Gästen und Spielsüchtigen jährlich, die in den Casinos steuerfrei unter anderem zur Bezahlung der Fixlöhne von Mitarbeitern verwendet werden, schafft es das Unternehmen finanziell nicht mehr ohne ein hartes Sparprogramm umzusetzen. Doch die Probleme im „System CASAG“ sind viel tiefgehender als gedacht.

Spielsüchtige als Leidtragende

Die wirklich leidtragende Zielgruppe dieser Vorgänge sind die Kunden der Casinos Austria selbst. Spielsüchtige, die ohne nennenswerte Schutzmechanismen oft zu spät oder gar nicht vor den Gefahren von Glücksspiel geschützt werden, zum Wohle des Glücksspielkonzerns. Denn Spielsüchtige sind die größte Einnahmequelle der Casinos. Laut internen Informationen werden ganze 75% des Ertrages von nur 3% aller Casinos Austria-Besucher generiert. Der einstige Leiter der Spielerschutzabteilung, Herr B., zeigte im Rahmen einer Gerichtsverhandlung mit einem ehemaligen Spieler vor Gericht, wie wichtig Spielerschutz bei den Casinos Austria wirklich ist. Eine vom Casino auferlegte Besuchsbeschränkung wurde einfach mehrfach ausgeweitet und erhöht. Diese Vorgänge haben bei den Casinos Austria System, so der Verein Spielerhilfe. Dies betrifft wohl auch das Thema der Glücksspielwerbung des Unternehmens. Doch auch bei Selbstsperren soll sich der teilstaatliche Casino-Betreiber überhaupt nicht verantwortungsvoll verhalten haben.

Spielerschutz-Zertifizierung der CASAG fragwürdig

Die auf der Casinos Austria Website beworbene Auszeichnung als „Responsible Gaming Certified“, ausgestellt von der European Casinos Association – kurz ECA – , ist äußerst fragwürdig. Wie vor kurzem berichtet setzt sich der Vorstand der ECA aus der Casag Generaldirektorin Glatz-Kremsner selbst, zuvor SPÖ-Mann Dietmar Hoscher, sowie weiteren Personen der Casag sowie Casino-Industrie zusammen. Dies rückt das Spielerschutz-Zertifikat in eine schiefe Optik. Und auch wenn die CASAG betonen wird, dass die Überprüfung durch ein unabhängiges Prüfunternehmen erfolgt: Die zu überprüfenden Elemente werden von der ECA vorgegeben. In einer weiteren Berichterstattung zu diesem Thema werden wir in Kürze weitere Details veröffentlichen.

Schwerer Vorwurf der Automaten-Manipulation

Der schwere Vorwurf des Vereins Spielerhilfe der Steuerung und Manipulation von ihren Glücksspielautomaten, aufgrund von Belegen und umfangreichen Informationen aus dem Inneren des Konzerns, wiegen schwer. Doch die Casinos Austria schweigen. Zumindest gegenüber dem Online-Medium „Spielerhilfe“, denn auf die Berichterstattung im Online-Medium ZackZack.at dementiert ein Pressesprecher der Casinos die Vorwürfe. Schweigen dürfte zum Geschäftsmodell der Casinos Austria gehören, so die Meinung des Vereins Spielerhilfe. Unzählige von uns übermittelte Fragen, an die Casinos Austria und die Generaldirektorin Glatz-Kremsner selbst, blieben allesamt bis zum heutigen Tag unbeantwortet. Zum Thema der Automaten-Manipulationsvorwürfe gibt es weitere Neuigkeiten, die wir in Kürze als Bericht veröffentlichen werden.

Datenschutz-Chaos

Als konzessioniertes Glücksspielunternehmen steht die CASAG mit den Österreichischen Lotterien und den Casinos Austria, die je über eine Konzession verfügen, selbst unter strengen gesetzlichen Auflagen. Das Spielgeheimnis ist ein hoch geschütztes Gut. Auch hier gibt es großen Grund zur Sorge, denn im Inneren des Unternehmens spielt sich Unfassbares ab. Darüber berichteten wir bereits vor längerer Zeit. Doch auch hier gibt es Neues, mehr dazu in Kürze.

Klagen gegen die Casinos Austria Gruppe

Dem Verein Spielerhilfe bekannte Personen bringen durch ihre Anwälte Klagen gegen die Casinos Austria-Gruppe ein. Ehemalige Spieler ziehen mit sogenannten Spielerklagen vor Gericht. Die ersten Klagen sind schon eingebracht. Wie bereits im Februar des heurigen Jahres angekündigt, werden wir als Online-Medium all diese Prozesse verfolgen und erstmalig live aus dem Gerichtssaal berichten, denn die Verhandlungen sind öffentlich zugänglich. Dabei dürfte auch ein ganz besonderes Thema groß behandelt werden: Die fehlerhaften Gewinn- und Verlustrechnungen der Gäste von den Casinos Austria.

Die finanzielle Krise der CASAG ist nur die Spitze des Eisberges

Die Spitze des Eisberges

Der vermeintliche Postenschacher, die Parteipolitik innerhalb der Casinos Austria, die Abfertigungen von Vorständen in Millionenhöhe und das Sparprogramm der Casinos Austria haben eines gemeinsam: Sie sind nur die Spitze des Eisberges, nach Meinung des Vereins Spielerhilfe entstanden durch eine große Portion Präpotenz eines Systems: Dem System CASAG.

Die eigentliche Krise der CASAG ist aber nicht das in den Medien berichtete Sparprogramm, sondern das betriebene System, mit großteils Spielsüchtigen einen Riesen-Konzern am Laufen zu halten. Während die Vorstände an der Spitze des Konzerns Millionen kassieren, verlieren am unteren Ende Spielsüchtige ihre Existenzen. Und auch wenn weiterhin Menschen ihre Existenz bei den Casinos Austria verlieren werden, gibt es trotz Sparprogramm noch immer üppige Bonuszahlungen für die Vorstände des Glücksspielkonzerns.

Die Casinos Austria baten wir um Stellungnahme zu den angeführten Themen, bisher war man dort für keine Stellungnahme bereit.

Foto/Titelbild: Ceri Breeze / Shutterstock.com

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