Im Teil 1 der Serie über die Glücksspielautomaten, gehen wir der Frage nach: Wie viel Glück und Zufall steckt wirklich in den Automaten?

Hinweis vorab: Falls Sie die Einleitung zu dieser Serie verpasst haben, diese ist hier abrufbar. Wir freuen uns über unglaublich viele Leser. Damit Sie keine der weiteren Teile dazu verpassen, abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter (am Ende dieser Seite), oder folgen Sie uns auf Facebook oder Twitter.

Wo der Zufall endet

In intensiven Recherchen gingen wir der Frage nach, wie viel Zufall wirklich in den elektronischen Geräten steckt. Im Innenleben der Geräte steckt eine komplexe Programmierung mit Software und mathematischen Berechnungen. Ein Programm, das von Menschen entwickelt wurde und deren Spielprogramme psychologisch so ausgeklügelt sind, um Spieler schnell in ihren Bann zu ziehen.

Zufallsgenerator

Für den Ausgang eines Spieles existiert ein Zufallsgenerator, der über Gewinn und Verlust entscheidet. Durch das Betätigen der Start-Taste am Automaten ist bereits nach wenigen Millisekunden entschieden, ob das Spiel mit einem Verlust oder Gewinn endet. Die auf dem Bildschirm ablaufende Animation der Glückssymbole und Spielprogramme dient lediglich der Unterhaltung, aber auch zur Förderung der Spielsucht. In Wahrheit könnte der Automat unmittelbar beim Betätigen der Auslösetaste die Farbe grün oder rot darstellen, Gewinn oder Verlust.

Frau spielt an einem Glücksspielautomaten
Foto: Shutterstock

Bereits beim Betätigen der Start-Taste ist innerhalb von Millisekunden klar, ob der Spieler gewinnt oder verliert.

Auszahlungsquoten

Die Automaten haben eine Auszahlungsquote. Auf Geräten von Automatensalons, wie beispielsweise bei Admiral oder winwin in Österreich, wird der Auszahlungsprozentsatz am Gerät eingeblendet. Maximal 94% steht hier sichtbar für den Spieler auf dem Bildschirm lesbar, auf dem auch das Spiel stattfindet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen dauerhaft fixen Wert, sondern den durchschnittlichen Auszahlungs-Prozentsatz, der am Ende des Zeitraumes bis Jahresende ausbezahlt werden muss. Diese 94% Auszahlungsquote sind für das kleine Glücksspiel in Österreich übrigens auch die maximal erlaubte Obergrenze, so sieht es das Glücksspielgesetz vor.

Spielbanken der Casinos Austria

Bei den Spielbanken der Casinos Austria gibt es die Anzeige der Prozent-Auszahlungsquote auf den Geräten nicht. Ganz im Gegensatz zu allen anderen Betreibern. Der Grund dafür ist einfach erklärt: Das Glücksspielgesetz sieht diese Anzeige für Spielbanken grundsätzlich nicht vor. Ein interessanter Fakt, der allerdings keine logische Erklärung findet. Vereinfacht gesagt, der Gesetzgeber hat hier im Gesetz eine Lücke offen gelassen, die unserer Auffassung nach gar nicht existieren sollte.

„Bei Spielbanken hat der Gesetzgeber [wegen des spezifischen Aufsichts- und Berichtsregimes] keine gesetzliche Regelung bestimmt.“

teilte uns das Finanzministerium auf Anfrage mit, betreffend Fragen zur Auszahlungsquote bei Spielbanken laut Glücksspielgesetz.

Die Spieler in den österreichischen Spielbanken wissen also grundsätzlich nicht, wie hoch der Auszahlungs-Prozentsatz an den Automaten im Durchschnitt ausfällt. Ein wenig aussagekräftiger Aufkleber ist an den Maschinen angebracht, der mit der Abbildung mehrerer Wellen und Symbolen darstellt: „Seltenere Auszahlungen, aber wenn, dann in großer Höhe“. Das muss genügen, der Gesetzgeber verlangt vom Betreiber des großen Glücksspiels, den Spielbanken der Casinos Austria, nicht mehr.

Aufkleber an den Automaten der Casinos Austria
Foto: privat

Information zur Häufigkeit und Höhe der Gewinne auf den Automaten

Spielprofil Aufkleber bei den Casinos Austria
Foto: privat

Die Gewinnhäufigkeit wird auf den Aufklebern dargestellt. Die Anzeige von Prozenten der Auszahlung sucht man vergebens

Unterschiedliche Portionierungen

Der Aufkleber der Casinos Austria lässt die Schlussfolgerung zu, dass bei den Automaten verschiedene Größen von Portionierungen eingestellt sind. Damit ist die jeweilige Gewinnhöhe gemeint, die zur Ausschüttung kommt. Je größer die Portionierung, umso höher das Gewinn-, aber auch das Verlust-Risiko für den einzelnen Spieler. Zwischen den einzelnen hohen Gewinnausschüttungen herrschen nämlich lange Durststrecken, an denen das Gerät nur sehr wenig ausbezahlen wird.

Von außen gleich, innen völlig unterschiedlich

Ein Glücksspielautomat sieht von außen im Grunde immer gleich aus. Doch weit gefehlt, denn es gibt verschiedenste Typen dieser Geräte. Nachfolgend ein Überblick über die in Österreich eingesetzten Automaten-Bautypen.

1 – Der „echte“ Glücksspielautomat

Für den Spieler weder sicht- noch spürbar, läuft im Inneren der Geräte die Technik völlig unterschiedlich ab. Die einst stark verbreiteten, echten Spielautomaten, sind selten geworden. Ein Glücksspielautomat hat einen sogenannten RNG (Random Number Generator) im Innenleben verbaut. Dieser Generator liefert Zufallszahlen, die über Gewinn und Verlust entscheiden sollen. Auch die Entscheidung, ob der Automat beim nächsten Spiel einen Gewinn ausschütten darf, oder nicht, läuft bei diesen Geräte-Typen zu 100% im Innenleben des Gerätes.

2 – Video-Lotterie-Terminals (VLT)

Völlig anders verhalten sich die Glücksspielgeräte, die als VLT-Geräte betrieben werden. Die Entscheidung über Gewinn und Verlust wird nicht im Gerät selbst entschieden, sondern außerhalb des Gerätes getroffen. Der Betreiber winwin, ein Tochterunternehmen der Casinos Austria AG und Österreichischen Lotterien, betreibt in seinen Filialen ausschließlich VLT-Automaten. Jedes dieser Geräte erhält 10 Zufallszahlen pro Sekunde über eine Datenleitung übermittelt.

Die Funktion also, dass ein Zufallsgenerator innerhalb des Automaten die Zufallszahlen ermittelt, wird von einem externen Server-System erledigt. Der Spieler bekommt davon nichts mit. Das Spiel findet nicht im Gerät selbst statt, sondern am Standort, von dem aus die Spielergebnisse übermittelt werden. Die Server standen früher in England, mittlerweile betreibt winwin diese in der Zentrale am Rennweg in Wien.

3 – Serverbasierende Glücksspielautomaten

Die mittlerweile sehr oft eingesetzte Form der Glücksspielgeräte sind die servierbasierenden Automaten. Hier sind die Geräte an eine technische Infrastruktur angebunden. Mittels Netzwerkkabel kommunizieren die Geräte mit einem externen Server, der dem Glücksspielgerät an dem der Spieler spielt, mitteilt ob beim nächsten Spiel Gewinn oder Verlust eintreten wird.

Dabei ist es unerheblich, ob der Server lokal in der Filiale/Spielbank betrieben wird, oder über Internetleitung verbunden ist und somit physisch an einem anderen Ort steht, als der Spielautomat selbst. Auch wenn der Server lokal in der Filiale steht, bedeutet dies nicht, dass der Server weiterführend nicht via Online-Verbindung mit einem weiteren Server, der extern steht, ebenso in Verbindung steht. Im Hintergrund wird auf diesen Servern eine sogenannte „Management Software“ eingesetzt, die zur Verwaltung aller angeschlossenen Automaten dient. Weshalb es diese Software benötigt?

Die Betreiber schweigen

Die Betreiber hüllen sich bei ihrem größten Gewinnbringer, dem Spielautomaten, in großes Schweigen. Als wir sie mit unseren Fragen zu den Automaten konfrontieren, herrscht Stille. Die Casinos Austria und das Tochterunternehmen Winwin geben uns keine Rückmeldung auf unsere Fragen. Die Novomatic-Tochter Admiral antwortete lediglich, dass „alles rechtskonform und zertifiziert“ sei, beantwortet aber keine unserer ursprünglichen Fragen. Auch das Finanzministerium reagiert plötzlich nicht mehr auf unsere tiefergehenden Fragen zum Thema der Auszahlungsquoten-Regelung im Glücksspielgesetz.

Die Betreiber, aber auch das Finanzministerium, wollen sich wohl nicht in die Karten schauen lassen.

Dies könnte gute Gründe haben, wie Sie in unserem kommenden Teil 2 dieser Serie lesen werden.

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