Das Online-Glücksspiel ist aufgrund Corona angestiegen. Immer mehr Menschen fallen online in die Spielsucht. Einzahlungsbonus und Freispiele sowie aggressive Werbung verleiten dazu, sein Glück zu probieren. Das kann schlimm enden. Besonders wenn man beim illegalen Betreiber N1 Interactive in die Falle tappt.
Dubiose Geschäftsmethoden
N1 Interactive Ltd. ist ein Unternehmen mit Sitz in Malta. Mehr als 40 Online-Casinos mit verschiedenen Namen werden unter Lizenz dieser Firma betrieben. Ein regelrechtes Netzwerk hat sich das Unternehmen so aufgebaut. Das Geschäftsmodell dürfte funktionieren. Bis zu 45% Umsatzbeteiligung bezahlt das Online-Casino an seine Partner, die dem Unternehmen dabei helfen neue Kunden für sein Spiel zu werben. Entsprechend viele verschiedene Marken betreibt der Betreiber, um möglichst breit am Markt aufzutreten.
Zum Einsatz kommen dazu vorgefertigte Casino-White-Label-Lösungen. Diese ermöglichen das schnelle Eröffnen neuer Marken und Webseiten. N1 Interactive hatte somit als Ziel, sich breit mit vielen Marken am Markt zu etablieren.
N1 Interactive verzögert Auszahlungen künstlich
Bei der Spielerhilfe kamen in den letzten Wochen vermehrt Beschwerden über einzelne Casinos des Anbieters, der Auszahlungen offenbar künstlich verzögert und die Beträge anschließend wieder dem Kundenkonto gutschreibt. Der Betreiber möchte wohl, dass die Kunden das Geld wieder verspielen und er sich so die reale Auszahlung erspart.
Zuerst täuschte N1 Interactive die Auszahlung via Kreditkarte vor – doch das Geld kam nie an, da N1 die Transaktion nicht abgeschlossen hatte.
8 Tage später landete dieser Betrag wieder auf dem Spielerkonto. Die Beschwerden über den Betreiber häufen sich.
Der Versuch, den Betrag anschließend über Banküberweisung ausbezahlen zu lassen, scheiterte. Die Auszahlung wurde – trotz vollständig verifiziertem Konto – über sieben mal abgelehnt. Grund: Der Spieler hatte übersehen die Adresse (Straße, Postleitzahl, Ort) seiner Bank im Online-Formular auszufüllen. Der Betreiber verhindert auf alle erdenkliche Weise die Auszahlung von Gewinnen.
Betreiber ignoriert Spielerschutz
Der Schutz seiner Spieler ist für N1 Interactive jedenfalls nicht wichtig. Ein Spieler sperrte sich beim Angebot ParadiseCasino auf Lebenszeit. Beim Betreiber Avalon78 konnte er dennoch ungehindert weiter spielen – obwohl beide Casinos unter der selben Lizenz und Firma betrieben werden.
Damit konfrontiert, sagte ein Mitarbeiter von N1 Interactive gegenüber der Spielerhilfe:
„Laut maltesischem Gesetz ist die Selbstsperre nur für die Seite mit der jeweiligen Marke gültig. Betreibt ein Unternehmen wie N1 mehrere Marken mit getrennter Kundenregistrierung, muss die Selbstsperre bei jeder einzelnen Marke erneut vorgenommen werden. Dies ist in Einklang mit den Auflagen der maltesischen Lizenz“.
Der Spieler sperrte sich wegen seiner Spielsucht bei der N1-Marke ParadiseCasino für immer. N1 sagte gegenüber ihm, sie „hätten ihn für alle ihrer Online-Casinos gesperrt, wenn sie gewusst hätten, dass er unter Spielsucht leiden würde“. Auf die Frage, aus welchem anderen Grund sich ein Kunde für immer sperren würde – außer Spielsucht – wollte N1 keine Antwort mehr geben.
Der Betreiber sieht in seinem Handeln alles in gesetzlichem Einklang. Der Anbieter versteckt sich hinter den äußerst schwachen Auflagen im Bereich Spielerschutz von seiner Lizenz aus Malta. Dabei könnte das Unternehmen sehr wohl ernsthaften Spielerschutz betreiben. Man will nur offenbar nicht. Ein proaktiver Spielerschutz ist bei N1 Interactive jedenfalls nicht vorzufinden.
Spielerschutz bei Online-Betreibern geht auch anders
Die Beobachtungen der Spielerhilfe beim Spielerschutz von Online-Betreibern zeigen jedoch, dass es auch anders gehen kann. Immer mehr Anbieter nehmen den Spielerschutz mehr und mehr wichtig und versuchen dazu, entsprechende Logiken und Systeme zu implementieren.
Der Betreiber 888 Casinos hat ein freiwilliges Einzahlungslimit eingeführt. Ist dieses erreicht, kann kein Geld mehr auf das Online-Konto einbezahlt werden. Auch wendet der Online-Casino-Betreiber weitere Maßnahmen zum Spielerschutz an. So sind etwa Auszahlungen bis zu 3 Tage verzögert und können auf Wunsch auch nicht mehr abgebrochen/zurückgerufen werden. Bei diesen Themen handelt es sich um Methoden, um das Spiel zu verlangsamen und den Spieler zu schützen.
Beim Unternehmen bet365 werden Kunden beim Login laufend danach gefragt, wie es ihnen geht. Die Kunden müssen nach einem vordefinierten Muster einen kurzen Online-Check durchführen, der eine vorliegende Spielsucht erkennen soll. Auch bet365 verwendet ein Einzahlungslimit, obwohl dieses aktuell standardmäßig noch relativ hoch angesetzt ist.
Auch der Anbieter Unibet ist bemüht, problematische Spieler zu erkennen und den Anteil derer signifikant zu reduzieren. Diese Maßnahmen sind freiwillig und sind nicht im Gesetz der Malta-Lizenznehmer zu finden. Immerhin ist bei einigen Unternehmen ein Aufwärtstrend in der Wahrnehmung von Spielsucht und pathologischem Spiel sichtbar.
Schwarzes Schaf N1 Interactive
Es erging eine entsprechende Medienanfrage an N1 Interactive. Auf die einzelnen Fragen der Spielerhilfe ging das Unternehmen erst gar nicht ein. Lediglich ein Satz wurde retourniert, nämlich „dass das Unternehmen alle gesetzlich erforderlichen Maßnahmen beim Spielerschutz ergriffen habe“.
Entgegen der durchaus positiven Kundenbewertungen der N1 Casinos auf diversen Bewertungsplattformen handelt es sich um äußerst fragwürdige Methoden des Betreibers. Das Unternehmen ist darauf ausgelegt, sehr hohe Provisionen an Vermittler zu bezahlen. Dabei dürfte der Kunde selbst nur ein Abfallprodukt für das Unternehmen sein. Dies zeigt sich bei den verzögerten Auszahlungen, aber auch beim Ignorieren von proaktivem Spielerschutz und somit fehlender sozialer Verantwortung. Die Spielerhilfe rät daher eindringlich, sämtliche Online-Casinos des Lizenznehmers N1 Interactive Ltd. zu meiden.