Glücksspielautomaten bei den Casinos Austria. Neueste Informationen belegen, dass beim teilstaatlichen Glücksspielunternehmen kräftig an den Auszahlungsquoten gedreht wird. Dritter Teil unserer Serie zu den Glücksspielautomaten.
Hinweis vorab: Dieser Artikel ist der dritte Teil unserer Serie zum Thema Glücksspielautomaten. Falls Sie die vorherigen Artikel verpasst haben finden Sie nachfolgend den Verweis auf die vorhergehenden Beiträge. Wir werden gegebenenfalls, sobald uns neue Erkenntnisse vorliegen, weitere Teile hierzu veröffentlichen.
- Glücksspielautomaten Teil 1: Glück, oder doch gesteuert?
- Glücksspielautomaten Teil 2: Wenig Zufall, viel Steuerung
- Glücksspielautomaten Teil 3: Totale Kontrolle (dieser Artikel)
Glücksspielautomaten Steuerung statt ausschließlichem Zufall
Veränderung der Auszahlungsquoten bei Casinos Austria
Gerade bei einem teilstaatlichen und somit legalen Casino-Betrieb wie den Casinos Austria, würde wohl niemand vermuten, dass die Automaten-Auszahlungsquoten ein Zusammenspiel von Mitarbeitern und daraus resultierender Steuerung von Automaten sein könnte. Unsere intensive Recherche ergab jedoch: Beim teilstaatlichen Glücksspielkonzern wird kräftig an der Auszahlungsschraube gedreht. Doch alles der Reihe nach.
Steuerung der Automaten
Vorwürfe an den Mitbewerb
Im Jahr 2009 arbeitete eine interne Steuerungsgruppe bei den Casinos Austria an einem Geheimpapier. Das erstellte Dokument trägt den Namen KN Casinos, und steht für Konzessionsvergabe neu. Die neuen Casino-Lizenzen standen damals kurz vor ihrer Ausschreibung.
Die Casinos Austria haben dabei große Befürchtungen, dass durch die damals geplante Öffnung des Marktes für Lizenzen von Automatensalons auf Landesebene, zusätzliche und unerwünschte Mitbewerber den Markt verstärkt betreten werden. Die Sorge, dass die eigenen Umsätze des außerdem mit den Unternehmenserträgen kämpfenden Unternehmens leiden werden, war groß. Eine Lösung musste her.

Das Geheimpapier bleibt nach seiner Erstellung jedoch nicht lange im Verborgenen, denn es findet rasch seinen Weg in die Öffentlichkeit. Der Konzern war deshalb sehr besorgt, suchte intern nach der dafür verantwortlichen Person, die am Zuspielen des Dokuments an die Medien verantwortlich war.
Masterplan
Abgesehen von weiteren Themen im Geheimdokument, wie etwa Kalkulationen und Berechnungen von Best- und Worst-Case Szenarien aufgrund von verschiedener Varianten der Lizenzvergabe-Parameter, ging es auch um die Erhöhung des Profits für das leidende Glücksspielunternehmen Casinos Austria.

Um die damals angespannte finanzielle Lage des teilstaatlichen Casino-Betriebes zu verbessern, wurde noch angedacht: Erhöhung der Profitabilität des Unternehmens, indem die Spielparameter abgeändert werden. Dies bedeutet: Die Spielparameter sollen angepasst werden, damit die Casinos Austria uA. bei gleichbleibender Anzahl von Gästen mehr Gewinn erwirtschaften. Die Glücksspielautomaten bei den Casinos Austria mussten also profitabler werden.
Optimierung der Spielparametrisierung
Die Casinos Austria kämpften bereits 2009 mit den Unternehmenskennzahlen. Zu hohe Kosten, in Relation dazu zu geringe Einnahmen. Im Geheimpapier KN Casinos erwägen die Casinos Austria zur Erhöhung der Unternehmensprofite eine Optimierung der Spielparameter. Dazu unterhielten wir uns mit mehreren Personen, die bestens über die internen Abläufe informiert sind.
„Optimierung der Spielparametrisierung bedeutet: Erhöhung des Hausvorteils für das Casino, damit verbunden eine Verringerung der Auszahlungsquoten, insbesondere bei niedrigen Einsätzen.“
Ein Unternehmensinsider über die damaligen Gedanken der Steuerungsgruppe.
Der normale Zufall würde zuwenig Profit liefern
Relevant ist die Steuerung der Automaten-Payouts besonders deshalb, weil durch das geschickte Steuern der Automaten-Quoten die Verweildauer von Gästen erhöht werden kann. Je länger die Spieldauer für den Gast am Automaten ist, desto mehr Gewinn erwirtschaften die Casinos. Was weitgehend unbekannt ist: Das Casino streift pro Spiel am Automaten einen Teil der Einsatzhöhe als Gewinn ein. Je länger also ein Gast spielt, umso besser für das Casino. Denn wie hingegen allgemein bekannt: Das Casino gewinnt immer.
„Würden wir als Casinos Austria nur den vom Automatenhersteller eingebauten Zufall verwenden, wären wir wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Daher steuern die Casinos Austria die Auszahlungsquoten.“
Besonders dann, wenn die finanzielle Situation der Gäste schon angespannt ist, also etwa am Ende eines Monats, neigen Automaten eher zu höheren Auszahlungen. Dies fördert die Verweildauer der spielenden Kunden, damit verbunden ein höherer Hausgewinn für die Casinos. Die so eingespielten Summen werden spätestens dann, sobald es die finanziellen Möglichkeiten der Kunden wieder zulassen, also speziell am Monatsanfang, in Realgeld durch entsprechende Einstellung der Automaten eingezogen.
Die Software, die den Zufall generiert

Die Automaten der Novomatic kamen bei den spielenden Gästen so gut an, dass die Casinos Austria einen Deal mit der Novomatic eingingen und eine große Menge von ihren Automaten bestellten, die seitdem in den eigenen Casinos zum Einsatz kommen.
Nachdem die Novomatic bekanntgab, ihre Anteile an den Casinos Austria zu verkaufen, verbindet diese beiden Unternehmen nach wie vor eine sehr profitable Geschäftsbeziehung. Denn im Bereich der Automatentechnik setzen die Casinos Austria weiterhin auf die Novomatic. Der Hersteller aus dem niederösterreichischen Gumpoldskirchen half den Casinos Austria auch bei der notwendig gewordenen Anbindung ihrer Automaten an das Bundesrechenzentrum, da intern das entsprechende Know-How nicht verfügbar war.
Wie das Glück in die Glücksspielautomaten bei den Casinos Austria kommt
„Die merken das eh nicht.“ [die Gäste, Anm.]
Kommentar von Mitarbeiter A., nachdem er die Auszahlungsquoten für die Casinos Austria Standorte für ein ganzes Wochenende auf unter 90% eingestellt hatte.
Finanzministerium sieht bei Automatensteuerung zu
Das Finanzministerium weiß von diesen Vorgängen Bescheid, wie wir in den letzten Teilen unserer Bericht-Serie geschrieben haben. Denn gesetzlich gesehen haben die Casinos Austria für die Anpassung ihrer Auszahlungsquoten im Großen und Ganzen freie Hand. Es gilt ausschließlich, den festgelegten Auszahlungsprozentsatz im Jahresdurchschnitt auf dem notwendigen Niveau einzuhalten. Doch die Steuerungen der Auszahlungsquoten während des Jahres verhelfen dem Casino zu einer äußerst lukrativen Steigerung von Umsatz und somit dem Spielertrag. Zum Nachteil aller Spieler, denn diese verlieren aufgrunddessen deutlich mehr Geld. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Spielerschutz in Österreich äußerst mangelhaft ist.
Weshalb Glücksspielautomaten bei den Casinos Austria gesteuert werden
Nehmen wir dazu einen Glücksspielautomaten, der im Jahresdurchschnitt 94 Prozent Auszahlungsquote haben soll. Erst einmal muss verstanden werden, was dieser Prozentsatz bedeutet. Spieler unterliegen dem Irrtum zu denken, dass von 100 in den Automaten gesteckten Euro am Ende wieder 94 Euro herauskommen werden. Bei jedem Tastendruck und somit Spiel am Gerät, werden in unserem Beispiel 6 Prozent der Einsatzhöhe vom Casino als Bruttospielertrag erwirtschaftet. Beim Einsatz von einem Euro landen so 6 Cent pro Spiel in der Kassa der Casinos. Bei einer Einsatzhöhe von 10 Euro schon 60 Cent. Und so weiter. Bei den schnellen Spielabfolgen von 1-2 Sekunden pro Spiel und der Möglichkeit der automatischen Spielfortsetzung durch die Automatiktaste entstehen pro Stunde ca. 2.700 Spiele.
Dieser Ablauf macht eine Automatensteuerung so interessant. Sind die Geräte so eingestellt, dass keiner der anwesenden Spieler große Gewinne, aber auch keine großen Verluste einfährt, spielen diese weiter. Viele Stunden am Stück wird mit echtem Geld gespielt. Im Endeffekt spielt der Spieler in diesem Fall mit wenig Geld eine längere Zeit, die sogenannte Verweildauer wird erhöht. Trotzdem fallen bei jeder Umdrehung der Walzen am Automaten die 6% von unserem Beispiel in die Gewinnkassa der Casinos Austria. Dabei zählt jeder Kleingewinn an den Geräten als Auszahlung, auch dann wenn der Spieler weiterspielt und den Kleingewinn nicht zur Auszahlung bringt.
Erhöhung der Spieldauer als Schlüssel zu mehr Profit
Durch die Veränderung der Spielparameter und somit manueller Abänderung der Auszahlungsquoten, kann die Spieldauer von anwesenden Gästen gut gesteuert werden. Muss ein Gast nicht unbedingt besonders viel von seinem Geld investieren, kann aber weiter spielen ohne groß zu gewinnen oder zu verlieren, ist dies für das Casino der Schlüssel zu deutlich höheren Gewinnen.

Steuerung statt Manipulation
Bei einer Anfragebeantwortung des Finanzministeriums weist man darauf hin, dass in diesem Fall nicht von Manipulation gesprochen werden kann. Denn solange die Casinos ihre notwendige Auszahlungsquote (in Prozenten, Anm.) erfüllen, kann von einer Manipulation nicht die Rede sein, so das Ministerium.
Doch ganz so einfach dürfte die Sache nicht sein, denn eine manuelle Steuerung der Automatenauszahlungsquote hat gravierende finanzielle Nachteile für die Spieler. Letztlich erreichen die Casinos Austria am Jahresende ihre notwendige Auszahlungsquote, doch bis dahin haben viele Menschen deutlich mehr verloren, als es mit dem echten Zufall der Fall gewesen wäre. Wenn dieser zur Anwendung gekommen wäre.

Verdacht auf listige Irreführung
Casinos Austria-Angestellte haben gegenüber Spielern stets betont, dass keinerlei Steuerung an den Glücksspielgeräten möglich ist, diese nicht untereinander zusammenhängen und völlig selbständig über Gewinn oder Verlust entscheiden. Das pure Glück also. Beispielsweise der Gästebetreuer eines Casino-Standortes (M., voller Name der Redaktion bekannt) betonte diese Umstände mehrfach und in Anwesenheit von Automatentechnikern und spielenden Gästen.
Juristen sehen dies so: Durch die Behauptung der Nicht-Beeinflussbarkeit des Casinos, die mittlerweile belegt als falsch angesehen werden kann, wird von einer Irreführung am Spieler ausgegangen. Denn die Möglichkeit eines Gewinnes ist somit nicht ausschließlich, seitens der Casinos Austria, aufgrund etwaiger nicht beeinflussbarer Faktoren abhängig. Dies könnte rechtliche Folgen haben und bald zum Thema werden.
Mehr dazu in Teil 4 dieser Serie.