Bei der Datenschutzbehörde ist ein Verfahren gegen den Casinos Austria- und Österreichische Lotterien-Konzern anhängig. Im Rahmen von Stellungnahmen verwickelt sich die Unternehmensgruppe nun in Widersprüche.

Allwyn-Tochter Casinos Austria verwickelt sich in Widersprüche

Der Mehrheitseigentümer der Casinos Austria-Gruppe Sazka benannte sich erst vor kurzer Zeit um. Der neue Name lautet nun Allwyn. Das Unternehmen betreibt Lotterien und Glücksspiel in mehreren Ländern. In Österreich wird dieses über die Casinos Austria und Österreichischen Lotterien abgewickelt, an denen Allwyn 60% der Anteile hält. Schon bald will Allwyn laut Medienberichten seine Unternehmensgruppe an die Börse bringen. Doch in Österreich gibt es währenddessen offensichtlich ein unternehmensinternes Problem mit dem Datenschutz.

Im Zuge einer Stellungnahme der Casinos Austria gegenüber der Datenschutzbehörde, bei denen ein Verfahren gegen die Casinos-Gruppe geführt wird, verwickelt sich das Unternehmen in Widersprüche. Es scheint, als kämen die Casinos Austria immer mehr in Bedrängnis. Whistleblower belasten den Konzern beim Datenschutz schwer, denn: Dieser soll unerlaubt intern firmenübergreifend sensible Daten von Spielern austauschen. Dies finde aber nicht etwa aufgrund Spielerschutz-Maßnahmen statt, sondern zur internen Risiko-Bewertung beziehungsweise Umsatzoptimierung, so die Whisteblower.

Allwyn-Tochter Casinos Austria mit Widerspruch zu Datenschutz-Themen

Mehrere Unternehmen, verschiedene Konzessionen

Die Casinos Austria-Gruppe besteht aus mehreren verschiedenen Unternehmen und Marken. Dazu gehören etwa die Casinos Austria, Österreichische Lotterien, WinWin, win2day oder Tipp3. Die Casinos Austria besitzen – genauso wie die Österreichischen Lotterien – eine eigene Glücksspiel-Lizenz. Als Auflage für diese Lizenz muss ein einzelner Glücksspielbetreiber laut dem Gesetz das Spielgeheimnis wahren.

Insider berichten jedoch von wöchentlich stattfindenden Besprechungen, bei denen zuständige Personen dieser verschiedenen Unternehmen sich in einem Raum versammeln. Dabei geht es um das Besprechen von Themen einzelner Spieler. Beispielsweise spricht der Verantwortliche der Casinos Austria dabei einen Namen aus und sagt: „Herr Huber Paul, Stammgast im Casino Wien Kärntnerstraße“. Die anderen Kollegen öffnen dann ihre Datenbank und schauen nach, ob sie Herrn Huber Paul auch bei sich finden. Der für win2day Zuständige sagt dann beispielsweise: „Ja, der spielt bei uns auch. 17x in diesem Monat, Verlust 2.500 Euro“.

Vorgang dient nicht dem Spielerschutz

Entgegen der Behauptungen des Konzerns, dass dieser Vorgang dem Spielerschutz dienen würde, werden tatsächlich dabei ganz andere Ziele verfolgt. Es geht dem Unternehmen eher darum, dass der Spieler weiterhin sein Geld in eines der Konzern-Unternehmen bringen würde. Außerdem sollen durch diese Prüfungen interne Risiken – etwa durch spätere Spielerklagen – minimiert werden. Deshalb sind oft auch interne Juristen bei diesen Besprechungen mit dabei. Das Beisein von Juristen geben die Casinos Austria in der Stellungnahme gegenüber der Datenschutzbehörde auch zu. „Legal Affairs“ heißt diese Abteilung.

Ein bekanntgewordener Fall im profil 2019 warf ursprünglich die Frage auf: Weshalb wurde ein auffällig problematischer Spieler nicht bei den Casinos Austria gesperrt, obwohl dies im Unternehmen WinWin bereits aufgefallen ist und er dort bereits beschränkt wurde?

Die Casinos sagten damals noch gegenüber profil auf Anfrage:

Die Casinos argumentieren auf profil-Anfrage: WinWin werde mit einer Lotterien-Lizenz betrieben, die Casinos hätten eine Spielbanken-Konzession.

Und: „Ein Spielerdatenaustauch zwischen unterschiedlichen Glücksspielkonzessionären, die selbständige Gesellschaften sind, ist rechtlich aus Gründen des Spielgeheimnisses und des Datenschutzes nicht zulässig.“

Ebenfalls 2019 sagte die im Finanzministerium eingerichtete Stabsstelle für Spielerschutz:

„Aufgrund Datenschutz und Spielgeheimnis darf es zwischen unterschiedlichen Glücksspiel-Lizenznehmern wie Casinos Austria und Österreichischen Lotterien zu keinerlei Austausch kommen. Die dürfen das nicht.“

Casinos geben nun Datenaustausch zu

In einer Stellungnahme gegenüber der Datenschutzbehörde, die der Spielerhilfe in voller Länge vorliegt, bestreitet das Unternehmen einerseits einen „generellen Datenaustausch“, gibt aber einen Austausch in bestimmten Fällen zu. Das Unternehmen nennt es einen „fallbasierenden“ Austausch, der zum Zweck des Spielerschutz stattfinden soll. Dabei soll es sich aber ausschließlich um gezielte Fälle handeln, wo auch nur Mitarbeiter der betreffenden Unternehmen anwesend sind, so die Casinos in ihrer Ausführung. Und dies nur dann, wenn „anhängige Spielerschutzverfahren“ bei diesen Personen anhängig sind. Das Unternehmen verweist weiters auf interne Vereinbarungen zwischen den einzelnen Konzernunternehmen, die diesen Datenaustausch ermöglichen sollen, sowie auf Geheimhaltungserklärungen mit den jeweiligen Mitarbeiter.

Dies ist jedoch ein großer Widerspruch zu den bisherigen Angaben des Unternehmens. Weiters schlüpfen die Casinos Austria erneut in die Opfer-Rolle und führen in ihrer Stellungnahme an, dass die Spielerhilfe gezielt dem Unternehmensruf schaden möchte. Dafür wird etwa die im November 2021 gegebene Pressekonferenz ausführlich als Beispiel genannt.

Casinos Austria sehen sich als Opfer

Die Casinos stellen sich erneut als Opfer dar. Opfer eines kleinen Spielerschutz-Vereins mit dem Namen Spielerhilfe. Nicht der erste Versuch des Konzerns, die Spielerhilfe zu diskreditieren. Nicht angesprochen haben die Casinos jedoch die vielen zerstörten Existenzen, die das Unternehmen bisher auf dem Gewissen hatte. Würde der Spielerschutz innerhalb der Casinos Austria-Unternehmen nur annähernd so funktionieren, wie der Konzern laufend öffentlich behauptet, könnten viele Menschen aufatmen. Doch bisher handelt es sich beim Spielerschutz hausintern um ein relativ zahnloses Instrument und eher mehr um einen Marketing-Gag.

Verfahren läuft weiter

Die Casinos Austria müssen sich die Frage gefallen lassen, weshalb sie nun plötzlich diesen Austausch zugeben, erst als es zu einer Anzeige und einem Verfahren bei der Datenschutzbehörde kam. Bisher hat das Unternehmen diesen Datenaustausch stets wegen Datenschutz und Glücksspielgesetz als unmöglich dargestellt. Die Datenschutzbehörde ermittelt in dieser Sache jedenfalls weiter. Die Spielerhilfe wird weiter darüber berichten.

Eine Medienanfrage an den Casinos Austria Konzern blieb bis zum Erscheinen dieses Berichts unbeantwortet.

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