Die Österreichischen Lotterien gaben nun bekannt, die Altersgrenze für Lotterieprodukte auf 18 Jahre anzuheben. Die Kritik an den laschen Alterslimits besteht bereits seit vielen Jahren. Vorausgegangen sind im April 70 Anzeigen der Spielerhilfe wegen Jugendschutz-Verstößen. Der Casinos-Konzern ist außerdem mit vielen weiteren Vorwürfen konfrontiert.

„Freiwillige Selbstbeschränkung“

Bei den Alterslimits der Lotterien handelt es sich um eine “freiwillige Selbstbeschränkung”. Gesetzliche Mindeststandards beim Alter für Sofortlotterien sind im Glücksspielgesetz bisher nicht vorgesehen. Der Spielerschutzverein Spielerhilfe begrüßt die angekündigte Anhebung des Mindestalters der Österreichischen Lotterien, sieht dennoch Bedenken.

Mystery Shopping durch Spielerhilfe

Im Februar und März führten Kontrolleure des ehrenamtlichen Vereins Testkäufe in Oberösterreich, Salzburg und Niederösterreich durch. Kinder im Alter von 12 und 14 Jahren konnten dabei bei 62% aller getesteten Verkaufsstellen Rubbel- und Brieflose erwerben. Daraufhin erfolgten 70 Anzeigen auf Basis der geltenden Jugendschutzgesetze in Salzburg und Oberösterreich.

Bei den Testkäufen kam es häufig zu keinen Altersüberprüfungen, der Spielerschutz bei den Jugendlichen war in mehr als der Hälfte der Fälle nicht gegeben. Die nunmehrige Anhebung des Mindestalters auf 18 Jahre dürfte für einige Zeit zu einer gewissen Sensibilisierung des Themas sorgen, löse aber das Problem auf lange Sicht nicht, so die Spielerhilfe in einem Kommentar:

“Wir sind überzeugt, dass wir mit weiteren Testkäufen mit minderjährigen Kindern erfolgreich sein werden. Es benötigt vielmehr eine technische Lösung, etwa eine Registrierungspflicht, um dieses Problem nachhaltig zu lösen”

sagt Christoph Holubar, Sprecher der Spielerhilfe.

Gesetzesanpassung notwendig

Das Mindestalter müsse auch Teil der lange angekündigten Novelle des Glücksspielgesetzes werden, fordert der Verein. Die Haftung solle dabei nicht nur die Verkaufsstellen wie etwa Trafiken und Tankstellen betreffen, sondern auch den Anbieter des Glücksspiels selbst: die Österreichischen Lotterien. Das Mystery Shopping soll weiterführend gesetzlich verpflichtend und von der Aufsichtsbehörde durchgeführt werden. Derzeit betreiben die Lotterien selbst – über eine Agentur – Mystery-Shopping:

“Die Polizei des eigenen Hauses zu sein gibt eine schiefe Optik und ist zwangsläufig mit Interessenkonflikten verbunden. Wenn das System funktionieren würde, hätten wir nicht in 62% der Fälle mit Kindern Lottoprodukte kaufen können”

so Holubar.

Casinos-Gruppe zeigt sich nicht gesprächsbereit

Seit Jahren thematisiert die Spielerhilfe laufend Spielerschutz-Verstöße. Darunter auch jene im Casinos-Konzern. Beim Mindestalter handelt es sich nur um ein Thema, von ganz vielen. Die Casinos-Gruppe zeigte bisher keinerlei Gesprächsbereitschaft gegenüber der Spielerhilfe, um sich den aufgezeigten Verstößen näher zu widmen. Stattdessen diskreditiert der Konzern den Verein und seinen Sprecher laufend.

“Der Casinos Austria-Konzern betreibt in vielen Spielerschutz-Bereichen Greenwashing und zeigt sich völlig uneinsichtig und unwillig zur Verbesserung. Das liegt mitunter daran, dass die Gesellschaften einen guten Teil ihrer Einnahmen mit spielsüchtigen Menschen machen. Das Unternehmen hat volle Unterstützung von vielen Seiten, da es unzählige Sponsorings und Werbeinserate gibt. Niemand will die fütternde Hand beißen. Dennoch werden wir Stück für Stück ans Ziel kommen, auch wenn sich die Casinos bislang nicht kooperativ zeigen.”

sagt Holubar abschließend.

Video: Spielerhilfe brachte 70 Anzeigen gegen Österreichische Lotterien ein

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