Im Rahmen einer Zertifizierung durch Leitbetriebe Austria unternimmt Direktorin Glatz-Kremsner peinlichen Versuch hauseigenen Spielerschutz durch die Zertifizierung als bestätigt anzusehen
Der Verein Spielerhilfe kritisierte bereits mehrfach, dass Glücksspielbetreiber bei jeder Möglichkeit ihren angeblich so guten Spielerschutz hervorzuheben versuchen. Völlig zu Unrecht, so die Meinung des Spielerschutz-Vereins. Die ehemalige ÖVP-Dame und nunmehrige Generaldirektorin der Casinos Austria, Bettina Glatz-Kremsner, unternimmt nun im Rahmen der Verleihung einer Auszeichnung einen weiteren Versuch, den äußerst mangelhaften Spielerschutz als erstklassig zu positionieren.
Casinos Austria Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner und Leitbetriebe Austria-Geschäftsführerin Monica Rintersbacher, Foto: Screenshot wirtschaftszeit.at
Irreführender Zusammenhang zwischen Zertifizierung als Leitbetrieb und Casinos Austria Spielerschutz
Ein am 3. September 2020 erschienener Artikel wirft Fragen auf. Die Casinos Austria geben gemeinsam mit dem Unternehmen Leitbetriebe Austria bekannt, dass die Casinos erneut als österreichischer Leitbetrieb zertifiziert wurden. Auf der Webseite Wirtschaftszeit wird ein Artikel mit Statements und Foto hierzu veröffentlicht. Als Verfasser des Textes ist M&B PR angegeben, offenbar ein für Marketing und Textierung zuständiges Unternehmen, welches auch auf der Website von Leitbetriebe Austria als Pressekontakt angeführt wird.
Laut Leitbetriebe Austria Geschäftsführerin Monica Rintersbacher handelt es sich bei den Casinos Austria um einen „vorbildlichen Glücksspielbetrieb, dem es gelingt den wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung in hervorragender Weise zu verbinden.„
Glatz-Kremsner sieht durch Auszeichnung als österreichischer Leitbetrieb Spielerschutz bestätigt
Die Generaldirektorin der Casinos Austria ergreift die Chance und nutzt die Übergabe der Zertifizierung als Bestätigung für den Spielerschutz bei den Casinos Austria. Ausschnitt des Artikels in der Wirtschaftszeit:
Generaldirektorin Glatz Kremsner betonte, dass größtmöglicher Spielerschutz bei Casinos Austria gelebte Praxis ist und durch ein umfassendes Responsible Gaming Managementsystem gesichert und weiterentwickelt wird. „Wir freuen uns sehr, dass unser Bestreben von externen Stellen entsprechend anerkannt wird und somit das Wirken von Casinos Austria als Leitbetrieb der österreichischen Wirtschaft weit über den eigenen Tätigkeitsbereich hinaus belegt ist.“
Dies ist insofern brisant, da die Leitbetriebe Austria im Bereich Spielerschutz laut deren Webseite keinerlei Erfahrung aufweisen und somit hier auch keinerlei Know How zur Verfügung stellen können. Auch im Unternehmensprofil des zertifizierten Betriebes, den Casinos Austria, auf der Webseite der Leitbetriebe Austria ist kein Wort zum Thema Spielerschutz zu finden.
Verzerrte Wahrnehmung
Offenbar wollte Glatz-Kremsner die Gunst der Stunde nutzen, sich selbst eine zusätzliche Medaille zu verleihen. Denn Spielerschutz war ganz offensichtlich nicht Teil der Zertifizierung durch die Leitbetriebe. Eine realistische Überprüfung im Bereich Spielerschutz wäre im Übrigen auch nur durch Einzelfallprüfungen von Spielern möglich und diese sind aufgrund der Konzessionsauflagen und dem strengen Spielgeheimnis sowie Datenschutz für ein externes Unternehmen unmöglich.
Entweder weiß die Generaldirektorin der Casinos Austria, Glatz-Kremsner, nicht über die eigenen, internen Missstände im Bereich Spielerschutz Bescheid, oder sie spricht bewusst die Unwahrheit. Beides ist eine Farce.
so Christoph Holubar, Sprecher des Vereins Spielerhilfe
Weshalb die Spielerschutz-Maßnahmen bei den Casinos Austria so derartig mangelhaft sind
Die Faktenlage für äußerst mangelhaften Spielerschutz bei den Casinos Austria
- Die Gewinn- und Verlustaufzeichnungen von Spielern bei den Casinos Austria sind schwer fehlerhaft geführt
- Mindestsperrdauer von Spieler-Selbstsperren wird bei winwin ignoriert
- Die Spielsucht wird von den Casinos Austria systematisch befeuert, anstatt sie zu bremsen
- Ein Spieler bei winwin musste knapp 90.000 Euro verspielen, bis er erstmals auf sein Spielverhalten angesprochen wurde
- Selbstsperren sind nicht so einfach umzusetzen für Spieler, wie gedacht
- Vom Casino gesetzte Besuchsbeschränkungen haben wenig Effekt, denn sie werden einfach ausgeweitet
- Der verantwortungsvolle Maßstab bei Glücksspielwerbung ist offensichtlich nicht gegeben
- Das Fehlen einer verpflichtenden Spielerkarte verhindert effektiven Spielerschutz
Wir haben die Casinos Austria und Leitbetriebe Austria sowie das für die Textierung beauftragte Unternehmen M&B PR mit den genannten Vorwürfen konfrontiert, erhielten bis Redaktionsschluss allerdings keine Stellungnahme hierzu.