Die Fragen des kritischen Spielerschutz-Vereins Spielerhilfe sind unbequem. Dies brachte unsere bald zweijährige Recherche-Arbeit ans Licht. Die handelnden Personen in der Glücksspielindustrie fühlen sich offensichtlich durch kritische Fragen zum Thema Spielerschutz in ihrer Arbeit gestört, wie wir bereits im ersten Teil dieser Serie berichtet haben.
Totale Funkstille beim Monopolisten
Bei den Casinos Austria ist man derzeit offenbar mit sich selbst beschäftigt. Sämtliche Anfragen an den Pressesprecher Patrick Minar, sowie die Ex-Sebastian-Kurze-Vize und Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner blieben unbeantwortet. Selbst der neue Vorsitzende des Aufsichtsrates Wolfgang Hesoun und der Geschäftsführer des Casinos-Mehrheitseigentümers Sazka Robert Chvatal standen für keinen Austausch mit der Spielerhilfe zur Verfügung.
Letzterer blockierte umgehend nach Erhalt einer WhatsApp-Nachricht die Nummer des Vereins. Dabei wollten wir mit ihm lediglich über das Thema Spielerschutz bei den Casinos Austria reden.
Die bereits aufgedeckten Fälle der Spielerhilfe wiegen schwer. Steuerung und Manipulation der Glücksspiel-Automaten, grobe Verstöße beim Spielerschutz und eine Missachtung beim hausinternen Datenschutz sind nur drei Themen, die an dieser Stelle genannt werden.
Auch das Finanzministerium blockte bei diesen Themen betreffend Casinos Austria ab, obwohl sie die für die Casinos Austria zuständige Aufsichtsbehörde sind. Es hat sich wohl über die Jahrzehnte eine enge freundschaftliche Verbindung zwischen dem Finanzministerium und den Casinos Austria entwickelt. In Kürze werden diese Punkte jedoch zum Thema in Gerichtsprozessen werden.
Verwirrung um Zuständigkeit bei Apex und Casino Imperator
Ein enger Partner der Novomatic, die Firma Apex, hält Beteiligungen an diversen Casinos in der Tschechei. In zumindest einem dieser Casinos kam es zu groben Spielerschutz-Verstößen. Wie wir berichteten, sogar zu Gesetzesbrüchen. Von Gästen gesetzte Selbstlimitierungen wurden vom Management vor Ort einfach umgehend aufgehoben, ohne die laut Gesetz vorgeschriebene 7-tägige Wartefrist einzuhalten. Konkret bediente man sich dabei einem Trick: Es wurde einfach eine zusätzliche Spielerkarte ausgestellt.
Da das gesamte Management des Casino Imperator auf keine der Anfragen reagierte, griff die Spielerhilfe zum Telefon und kontaktierte den zuständigen Manager der Firma Apex Gaming, die laut seinen Aussagen eine Beteiligung am Casino Imperator hält. Er bot uns an, dieser Sache umgehend nachzugehen. In einem kurz daraufhin erfolgten Rückruf und Nachfrage zu Details dieser Fälle versprach der österreichische Manager, Dieter Bettschar, diesen Fällen bis ins Detail nachzugehen und kündigte eine umgehende Stellungnahme an. Dies versprach er am 09. Juni 2021.
Apex plötzlich nicht mehr verantwortlich
Mittlerweile sind knapp zwei Monate seitdem vergangen. Stellungnahme gibt es bis heute (23. Juli 2021) keine. Dieter Bettschar von Apex antwortete auf eine von der Spielerhilfe übermittelte WhatsApp-Nachricht, nachdem auch er eine unserer Nummern zuvor blockierte und bei einem Versuch der telefonischen Nachfrage einfach auflegte, und teilte mit:
„[…] habe ich es dem örtlichen Management bereits mitgeteilt, da ich nicht verantwortlich bin möchte ich Sie bitten diese direkt zu kontaktieren.“
Wochen vorher teilte uns Bettschar jedoch noch mit, dass er mehr Details zu diesen Verstößen benötigen würde, damit er hier umgehend prüfen könne:
„Ich bräuchte hier schon etwas Evidence (Belege, Anm.). Bei wem ist das passiert, wann war das, ich kann jetzt nicht 100.000 mal suchen. Das bräuchte ich schon genauer. Können Sie mir das schicken?“
E-Mail vom Casino Imperator Anwalt
Nun wird die Verantwortung seitens Apex einfach weggewischt. Das lokale Management des Casino Imperator antwortete auf keine einzige unserer Anfragen. In der Zwischenzeit meldete sich eine für das Casino Imperator tätige Rechtsanwaltskanzlei aus der Tschechei bei der Spielerhilfe und teilte mit:
„Wir bitten Sie daher dringend, derartige diffamierende Aktivitäten zu unterlassen und ohne unsere Zustimmung keine Informationen über unsere Einrichtungen zu veröffentlichen. Wir glauben, dass in unseren Casinos kein Gesetzesverstoß vorlag. Trotzdem nehmen wir eure Inputs ernst und gehen ihnen im Detail nach.“
Offensichtlich sorgt sich das Unternehmen um das Image des Casinos. Doch zu den konkret übermittelten Verstößen und Fällen wurden bis heute keine Stellungnahmen abgegeben. Die Anwaltskanzlei teilte am 30. Juni lediglich erneut mit, dass „diese Fälle bis ins Detail geprüft werden.“
Die erste Anfrage betreffend diesem Thema erhielt das Management des Casino Imperator übrigens bereits am 3. Jänner 2021. Wir bleiben dran. Demnächst mehr dazu.
Rechtlicher Hinweis: Der Apex Manager Dieter Bettschar gab zu den obenstehenden Ausführungen bis zum Erscheinen dieses Artikels keine Stellungnahme ab.