Ein Gast von WinWin wird wegen auffälligem Spielverhalten auf eine gewisse Anzahl von Zutritten pro Monat beschränkt. Dies soll sein Spielverhalten normalisieren und vor allem das Verlustrisiko senken. Spielerschutz nennt sich diese Vorgehensweise. Doch die Spielerschutz-Maßnahmen werden vom Unternehmen durch die Hintertür umgangen.
WinWin umgeht Spielerschutz
Markus* spielt an einem WinWin Standort im Salzburger Raum* regelmäßig an den Automaten. Er rutscht in eine Spielsucht, wie die der Spielerhilfe vorliegenden Unterlagen belegen. Als Lizenznehmer von Glücksspiel verpflichtet sich WinWin zur Einhaltung strenger Spielerschutz-Regeln. Tatsächlich wird das Unternehmen bei Markus beim Spielerschutz aktiv und beschränkt ihn auf 6* Zutritte pro Monat.
Sein zur Verfügung stehendes Limit schöpft er monatlich aus. Doch der zuständige Filialleiter des WinWin Standortes, an dem er zu Gast ist, ignoriert diese Vorgabe und gewährt ihm weiter Zutritt. Offenbar wegen Umsatz-Druck aus der Zentrale. Und das, obwohl Markus das Lokal aufgrund seiner Beschränkung nicht einmal noch betreten dürfte.
WinWin ist eine Marke der Österreichischen Lotterien und Casinos Austria. Die dort zur Anwendung kommende Glücksspiel-Lizenz selbst wird von den Österreichischen Lotterien betrieben.
Gast kann mit Karte eines Freundes einfach weiter spielen
Markus spielt regelmäßig trotz ausgeschöpften Besuchslimit. Mit der Spieler-Karte eines Freundes. Der Filialleiter bestätigte ihm mehrfach per WhatsApp, er könne die Filiale mit seinem Freund besuchen. Dass sein Besuchslimit bereits ausgeschöpft ist, ist dem Filialleiter zu diesem Zeitpunkt sehr wohl bekannt, wie aus den Chats hervorgeht.
Die dort sonst noch tätigen Mitarbeiter wissen von diesem unerlaubten Vorgehen ebenso Bescheid. Denn sie gehen in einem festen Intervall mit Tablets durch die Filiale und überprüfen mit Hilfe einer Software, ob die am Gerät spielende Person auch zur dort angemeldeten Karte zusammenpasst. Ein Foto der Person, welches am Tablet der Mitarbeiter aufscheint, ermöglicht die Kontrolle. Genau dieser Kontrollmechanismus soll jenes Verhalten aufdecken, dass eine gesperrte oder nicht registrierte Person sich Zugang zum Spiel verschafft, obwohl diese das gar nicht dürfte.
Kein Einzelfall, sondern systemisches Versagen
Doch die in der Filiale anwesenden Mitarbeiter sind in das Vorgehen eingeweiht. Sie gehen durch die Filiale und ignorieren Markus, der nicht mit seiner eigenen Karte spielt. WhatsApp Chats belegen das Vorgehen von Winwin. Der Filialleiter bestätigt, dass Markus mit seinem Freund kommen und spielen kann. Auch von den Besuchslimits wird gechattet.
Der Filialleiter bietet sogar an, dass ihn ein Mitarbeiter anrufen könne, falls er Fragen zu diesem unerlaubten Vorgehen hat. Es dürfte sich also um eine gewinnbringende Taktik handeln. Gesperrte Spieler mit fremden Karten spielen zu lassen. Der Spielerschutz wird durch die Hintertür ausgehebelt. Nicht zum ersten mal, wie die Spielerhilfe bereits berichtete.
Laufende Spielerschutz-Verstöße
Der Gast Markus steht mit der Spielerhilfe in Kontakt. In einer detaillierten Recherche überprüfte der Spielerschutz-Verein sämtliche Angaben mehrfach. Die Spielerhilfe sprach auch mit seinem Freund, Mario*.
Markus sagt gegenüber der Spielerhilfe:
“Dieses Vorgehen von Winwin passierte laufend. Ich habe unzählige Chats dazu auf meinem Handy. Sobald mein Besuchslimit erschöpft war, spielte ich mit der Karte meines Freundes einfach weiter. Alle Mitarbeiter der Filiale wussten darüber Bescheid. Es war ihnen egal.”
Die Spielerhilfe konnte in die Chats zwischen ihm und dem Filialleiter Einsicht nehmen. Einen davon stellte er uns für diesen Beitrag zur Verfügung.
Immer wieder „Einzelfälle“
Die Casinos Austria Gruppe ist durch die Arbeit der Spielerhilfe immer mehr in Bedrängnis geraten. Eine im November 2021 gegebene Pressekonferenz deckte etliche weitere Spielerschutz-Verstöße des Konzerns auf. Der Konzernsprecher selbst sprach von „persönlich motivierten“ Gründen für die Angriffe. Es soll sich maximal um Einzelfälle handeln, wurde etwa gegenüber dem Online-Medium Kontrast gesagt.
Doch die Spielerhilfe sieht ein systematisches Aushebeln von Spielerschutz-Maßnahmen von Seiten der Casinos Austria und Österreichischen Lotterien. Gerade auch beim Unternehmen WinWin liegen mehrere Fälle vor, die eines gemeinsam haben: Das Umgehen von Spielerschutz-Maßnahmen. Dazu bringen wir schon in Kürze mehr.
„Die Casinos Austria Gruppe versucht alle Versäumnisse als Einzelfälle abzutun. Doch es handelt sich um ein systematisches Aushöhlen von Spielerschutz, wohl um den Umsatz und Gewinn des Unternehmens weiter zu erhöhen. Der Spielerschutz ist eine Alibi-Handlung.“
So der Sprecher der Spielerhilfe, Christoph Holubar.
Keine Stellungnahme von WinWin
Die Casinos Austria Gruppe wollte sich bis heute nicht zu den oben genannten Vorwürfen gegenüber der Spielerhilfe äußern.
* Angaben geändert, um einzelne Mitarbeiter des Unternehmens zu schützen. Die Spielerhilfe sieht in der Vorgangsweise keinen Einzelfall, sondern ein systemisches Versagen des Konzerns. Vorliegende Unterlagen belegen, dass es systemisch an verschiedenen Standorten zu ähnlichen Vorkommnissen kommt.