Für viele Spielsüchtige war der Corona Lockdown eine wahre Erleichterung. Durch die nicht vorhandene Verfügbarkeit des Glücksspiels ließ auch der Druck nach, ihrer Sucht nachgehen zu müssen. Einige von ihnen wichen jedoch zu legalen und illegalen Online-Glücksspiel-Anbietern aus, teilweise mit veheerenden Folgen wie ein aktuelles Beispiel von Interwetten aufzeigt.

Das Pech ist zurück bei den Casinos Austria

Nachdem nun seit 19. Mai der Corona Lockdown für beendet erklärt wurde, dürfen auch die 12 Casinos-Standorte des teilstaatlichen Konzerns Casinos Austria wieder geöffnet haben. Der Betreiber kann sich freuen, fließen nun endlich wieder Einnahmen in die Kassa der Betriebe. Wenn auch nur eingeschränkt, aufgrund der immer noch notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zur Bekämpfung des Corona-Virus.

Die Casinos Austria bewerben die Wiedereröffnung als Glück
Screenshot: www.casinos.at / Casinos Austria Webseite

Die Casinos Austria bewerben den Neustart nach dem Lockdown mit dem Motto Das Glück ist zurück. Der Verein Spielerhilfe sieht dieses Motto jedoch als nicht richtig formuliert. Viel mehr müsste dieses lauten: Das Pech ist zurück, denn mehr als genügend Spielsüchtige verloren bei dem Betreiber ihre Existenz. Schuld dafür sind völlig unzureichende Spielerschutz-Vorkehrungen und ein System, welches der Verein als System Casinos-Austria bezeichnet.

Ansturm auf Casino-Standorte zeigt Ausmaß der Spielsucht

Etliche Menschen konnten es gar nicht erwarten, am Tag der Öffnung einen der Casino-Standorte betreten zu dürfen. Die Tageszeitung Heute berichtete, dass sich bereits in den frühen Morgenstunden eine Warteschlange vor dem Betrieb in Wien bildete.

Vor dem Casino-Standort in Wien bildete sich schon in den Morgenstunden eine Warteschlange
Vor dem Casino-Standort in Wien bildete sich schon in den Morgenstunden eine Warteschlange. Foto: heute.at/Leserreporter Timo

Aber auch an den anderen Standorten war die Nachfrage nach dem Glücksspiel groß. Wie der Verein Spielerhilfe am Standort Linz feststellen konnte, bildete sich auch hier eine Warteschlange mit Gästen.

Auch im Casino Austria Linz bildete sich eine Warteschlange
Auch im Casino Austria Linz bildete sich eine Warteschlange Foto: Privat / Spielerhilfe

Die Menschen konnten kaum erwarten, wieder ein Casino betreten zu dürfen. Das Ausmaß der in Österreich herrschenden Spielsucht ist sehr bedenklich. Deutlich mehr als 100.000 Menschen sind in Österreich von problematischem Spielen betroffen.

Christoph Holubar, Sprecher des Vereins Spielerhilfe, über die kritische Lage in Österreich.

Spielerhilfe besorgt über die Missstände bei Casinos Austria

Der Spielerschutz-Verein Spielerhilfe deckt seit mittlerweile über 18 Monaten schwere Verstöße im Bereich Spielerschutz bei den heimischen Casinos Austria auf. Durch diese Vorgänge werden unweigerlich und weiterhin Existenzen von Menschen zerstört. Die Profitgier des Unternehmens wiegt ganz offensichtlich schwerer als die vermeintliche soziale Verantwortung, die das Unternehmen angeblich besitzen soll, so die Spielerhilfe.

Die Arbeit der Spielerhilfe brachte viele Wahrheiten im Bereich Spielerschutz an das Tageslicht. Etwa, dass das Finanzministerium seit mehr als 10 Jahren eine zentrale Sperrdatenbank für Spielsüchtige verschleppte. Gemeinsam mit Politik und dem Nachrichtenmagazin profil konnte dies belegt werden.

Die Casinos Austria entledigten sich einer zentralen Figur beim Spielerschutz. Herbert Beck stieg im November 2019 aus dem Unternehmen aus, kurz nachdem eine Diskussion um nicht vorhandenen Spielerschutz bei den Casinos entbrannte. Wie der Verein mittlerweile in Erfahrung bringen konnte, ist Beck jedoch weiterhin für die Casinos Austria im Bereich Spielerschutz tätig – als selbständiger Berater.

Glücksspiel nicht dem Zufall überlassen

Ein weiterer, nicht unrelevanter, Punkt stellen die von der Spielerhilfe aufgedeckten Vorgänge beim Automaten-Glücksspiel bei den Casinos Austria dar. Das Glücksspiel an den Geräten wird gesteuert, Glück und Zufall spielen ganz offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle. Dabei agiert das Glücksspielunternehmen rechtlich völlig legal, beteuert bei seinen eigenen Gästen jedoch stets, dass die Geräte nicht steuerbar sind und das Unternehmen „keinerlei Einfluss“ darauf nehmen könne. Es liegt hier also eine Täuschung an den spielenden Gäste vor, so die Spielerhilfe.

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Wohl aus reiner Profitgier heraus steuert der Betreiber die Auszahlungen seiner Glücksspiel-Automaten und optimiert so die Einspielergebnisse. Wie Anfragen an das Finanzministerium offenbarten, handelt es sich dabei um völlig legale Methoden. Das Gesetz erlaubt die Steuerung der Geräte, solange die gesetzlich auferlegte Mindestauszahlungsquote nicht unterschritten wird. Zum deutlichen Nachteil aller spielenden Gäste.

Zum Thema der Automaten-Steuerung veröffentlichte der Spielerschutz-Verein mittlerweile mehrere Beiträge. Die dazu produzierten Videos wurden von knapp einer Million unterschiedlichen Menschen abgespielt und angesehen. Die Casinos Austria reagierten bislang nicht darauf. Damit ist das Thema für den Verein jedoch noch nicht vom Tisch, in Kürze gibt es hierzu eine Fortsetzung.

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Existenzen müssen geschützt werden

Die Kombination aus mangelhaftem Spielerschutz sowie gesteuertem Glücksspiel bei den Casinos Austria ist eine äußerst gefährliche Situation. Der österreichische Staat müsste hier strukturell und fundiert sehr rasch eine komplette Veränderung dieser Parameter schaffen, damit nicht weiterhin Existenzen bei den Casinos vernichtet werden. Die seitens Politik angekündigte Veränderung beim Spielerschutz bietet jedoch erneut viel zu wenige Verbesserungen in diese Richtung. Genau deshalb benötigt es die Spielerhilfe, die laufend aufdeckt und so für eine Verbesserung des Schutzniveaus in Österreich sorgen wird.

Foto Titelbild: Hadrian / Shutterstock.com / Fotomontage Spielerhilfe

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